1991

Mach doch was über die Alben, die 1991 rauskamen, hiess es. Dabei war mir damals eigentlich nur wichtig, dass ich mit 15 Jahren genug Geld gespart hatte, um die Alben “Use your Illusion” 1 & 2 von Guns N’Roses am Erscheinungstag im Manor Aarau zu kaufen. Gleichzeitig. Und zwar die mit den “Fuck Off”-Klebern auf der CD-Hülle. Damit war für mich das musikalische Jahr 1991 eigentlich erfolgreich abgeschlossen. Rückblickend gab es aber doch einiges mehr an wegweisender Musik in diesem Jahr. Die eine oder andere Platte habe ich zwar auch 1991 gekauft, aber eben, der heilige Gral waren die beiden Scheiben von GNR.

Wäre ich aber 1991 cooler und älter gewesen, hätte ich vielleicht noch die folgenden Alben gekauft und könnte heute damit angeben, dass ich die schon kannte, bevor sie hip wurden. Jä nu.

Pixies – Trompe le Monde
Entdeckte ich erst Jahre später und musste auch zuerst ein unerklärliches Fremdeln überwinden.
Fugazi – Steady Diet of Nothing
1999 live in der Roten Fabrik gesehen. Bin immer noch dankbar, dass mich zwei Kumpels mitgeschleppt haben.
Teenage Fanclub – Bandwagonesque
Kein Zugang gefunden damals wie heute, obwohl ich sie extra live sehen ging. Ich habe schon seit Jahren Diskussionen mit Music-Nerds darüber, dass man die Band eigentlich gut finden müsste. Pech.

Teenage Fanclub
Teenage Fanclub 2019 in Brooklyn, New York. Langweilig, würde Domi sagen.

Paradise Lost – Gothic
Robert Müller von Metal Hammer berichtete viel über sie und mit dem Album “Icon” 1993 hatten sie mich dann.
Primus – Sailing in the Sea of Cheese
“Tales of the Punchbowl” war Jahre später mein Zugang und ist bis heute mein Lieblingsalbum von ihnen.
Throwing Muses – The Real Ramona
Später als gebrauchte CD gekauft. Dann wieder vergessen. Super Platte, nehmt dies als Geheimtipp mit.
Temple of the Dog – Temple of the Dog
1991 komplett an mir vorbeigegangen, obwohl es eine Supergroup von Chris Cornell mit den späteren Mitgliedern von Pearl Jam ist. Habe ich erst viel später durch den Film “Benny & Joon” mit Johnny Depp entdeckt.

Was ich 1991 tatsächlich gekauft habe:
Guns N’Roses – Use your Illusion I & II
Im Manor hatten sie ein freistehendes Verkaufsgestell. Auf der einen Seite war UYI I und auf der anderen Seite UYI II aufgereiht. Zeitlose Produktion und die Lieder bewegen sich zwischen Punk, Stones, Queen und Aerosmith. Ja, ich vergleiche sie mit Aerosmith.
Prince and the New Power Generation – Diamonds and Pearls
Prince hatte ich 1990 dank meiner Tante zum ersten Mal live gesehen.  Der Batman-Soundtrack war meine erste selbst gekaufte CD.  Dieses Album rettete ihn in die neunziger Jahre. Mit “Cream” und “Get off” sind zwei meiner Lieblingslieder von ihm drauf.
Skid Row – Slave to the Grind
Anfang der Neunzigerjahre wurden Skid Row als die wilderen Cousins von Bon Jovi beworben. Trotzdem kackten sie ab und es blieb bei ein paar Jahren Superstardom. Warum, war mir nie so richtig klar. “Get the Fuck out” gehört aber auch heute noch zu den ganz grossen Hardrock-Hits.
Nirvana – Nevermind
Es gibt wohl eine Zeit vor und nach diesem Album.  Als DJ versuchte ich mal alle Songs von “Nevermind” an einem Abend zu spielen. Es gelang mir nicht. Es blieb bei sieben von dreizehn Liedern. Eines der Alben, das ich über die Jahre immer wie weniger hörte, bis ich es vor kurzem wie wiederentdeckte. Wohl wegen des Jubiläums und des klagenden Cover-Babys.
Pearl Jam – Ten
Dieses Album hob eine neue Kategorie von Stadionrock aus der Taufe. Ich finde es immer noch eine sonderbare Laune der Musikgeschichte, dass das Demo mit den Songs “Once”, “Alive” und “Footsteps” seinen Weg von Seattle über den ehemaligen Drummer der Red Hot Chili Peppers, Jack Irons, nach San Diego zu Eddie Vedder gefunden hat. Eddie wurde dann der Leadsänger. Jack erst fünf Jahre später ihr Drummer.

Pearl Jam Padua
Pearl Jam 2018 in Padua. Guns N’Roses sind zwar immer noch tiptop, aber Groupie bin ich von Pearl Jam.

Bryan Adams – Waking up the Neighbours
Ich mochte das Album vom ersten Ton an und mag es noch immer.  Ich war auch grosser Fan des Robin Hood-Films. Robert John “Mutt” Lange, der Superproduzent von AC/DC, lässt das Album schön rockig klingen. Ich mochte es so sehr, dass ich sich meine Tante Käthi gezwungen sah, mit mir ans Konzert im Hardturm zu gehen. Auf der Autofahrt spielte sie mir ein Album vor, das für sie nach modernem Rock klang. “Blood Sugar Sex Magic” der Red Hot Chili Peppers, welches auch 1991 erschien und mir musikalisch neue Türen öffnete.
Metallica – Black Album
War mir zu viel Metal, aber weil es jeder hatte , kaufte ich es halt auch. Als gebrauchte CD.

Und ferner liefen:
Spin Doctors – Pocket full of Kryptonite
1991 herausgekommen, erst zwei Jahre später durch “Two Princes” zum Multiplatinseller geworden.
Genesis – We can’t dance
Clevere AC/DC Kopie bei “I can’t dance”. Zudem gab es eigene VW Polo Genesis Edition.
Massive Attack – Blue Lines
Bei meiner Tante zuerst gehört, man könnte jetzt auch sagen: Sie hat mich in die Popmusik eingeführt.
U2 – Achtung Baby
Musikalisch rückblickend heute fast wichtiger als dazumal, wegen der Verschmelzung von Elektronik und Rock.

U2 2018 Dublin
U2 2018 in Dublin. Credits to Tante Käthi.

Anmerkung 1 der Redaktion: Die Liste von Marcel ist natürlich nicht abschliessend. Spontan fallen uns zu Alben aus dem Jahr 1991 die “Schlachtplatte” von Patent Ochsner, “Arturo Bandini” von Züri West, “L’Autre” von Mylène Farmer und “Out Of Time” von REM ein. Ah ja, und “Engelberg” von Stephan Eicher. He Marcel, wie konntest du den nur vergessen?
Anmerkung 1a der Redaktion: Was fehlt sonst noch? Ihr dürft das gerne in Kommentaren bemängeln.
Anmerkung 2 der Redaktion: Als besonderen Leserservice haben wir die Alben jeweils mit Spotify verlinkt.


 Marcel Dublin Not U2Marcel ist Gastautor und Rocketman seit Tag 1. Neben seinem konservativen Bürojob legt er als DJ gelegentlich irgendwo in Solothurn auf, war Resident DJ im Abart Zürich und zuletzt im Kater Zürich. Also vor dem ganzen Corona-Scheiss. Aber die Durststrecke hat endlich ein Ende, am 25.09.2021 steigt eine 1991-Fete im Kater mit unserem Lieblings-DJ, MDF und Gremel. Logischerweise nur mit geiler Grunge- und Alternative-Musik. Also fast, Marcel heckt schon wieder was aus, dass wird Gremel wie immer sehr erfreuen.

 

 

Bilder: Rockette Dominique / Tante Käthi

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