Zeitgenössische Songkunst

2020 ist ein schreckliches Jahr! Nothing But Thieves liefern mit ihrem dritten Album “Moral Panic” den Soundtrack dazu. Der ist aber alles andere als schrecklich, sondern definitiv mein Album des Jahres.

Schauplatz Gurtenfestival 2017. Ohne jemals auch nur einen Song von Nothing But Thieves gehört zu haben, näherte ich mich der Zeltbühne – und war sofort schockverliebt. Es sollte bei keiner flüchtigen Verliebtheit bleiben. Mit der Veröffentlichung ihres zweiten Albums “Broken Machine” stieg die Band aus Southend-on-Sea kurzerhand zu einer meiner Top-3-Lieblingsbands auf (neben The Kooks und Bastille). “Broken Machine” ist für mich eines der genialsten Alben ever, ein wahres Gesamtkunstwerk.

Nun haben die Thieves letzte Woche mit “Moral Panic” Album Nummer drei nachgelegt. Und wieder kann ich nicht anders, als von Kunst zu reden. Für mich ist jeder der elf Songs ein kleines Kunstwerk in sich. Ein ausdrucksstarkes, fesselndes Gemälde, in dem man immer wieder Neues entdeckt, und das ich mir sofort an die Wand hängen würde.

“Moral Panic” (Deutsch: “moralische Panik”) ist ein lyrisch düsteres Album. Es handelt von der Spannung, die 2020 überall  in der Luft liegt. “Im Grunde beobachten wir, wie die Welt zusammenbricht. Wir alle wussten, dass das unser Thema auf dem Album werden würde”, erzählt Sänger Conor Mason gegenüber Apple Music. Musikalisch bleiben die Thieves experimentell und spicken ihren Rocksound mit Einflüssen aus Hardcore, Drum and Bass, Pop, Hip Hop und R&B. Klingt wild. Ist es auch. Dennoch immer in sich stimmig.

Besonders im Spiel mit Tempo und Intensität sind Nothing But Thieves für mich Meister. Der Song “Phobia” ist ein Paradebeispiel dafür. Conor Mason flüstert die Worte wie ein Schlangenbeschwörer (trendy Billie-Eilish-Vibes), mir läuft es beim Aufbau dieses Titels immer wieder kalt den Rücken runter, ein Zustand zwischen Ekstase und Trance, kurzum: ein wahres Hörerlebnis. 

“Is Everybody Going Crazy” ist schon allein der perfekte Soundtrack fürs 2020.

Mit “Real Love Song” hat es aber auch ein Liebeslied aufs Album geschafft.
Obwohl “Impossible” um einiges herzzereissender klingt.

Song Nummer 12, “Before We Drift Away“, schliesst mit der Zeile “I don’t want to grow old” sehr aussagekräftig und passend zum Gesamtwerk. War ja klar. 

Ich sage danke dafür, das Album wird mir persönlich definitiv durch Lockdown Nummer zwei und/oder alles was noch kommt helfen. 

NOTHING BUT THIEVES: “Moral Panic“, out (Sony Music)

LIVE: 05.11.2021, Halle 622, Zürich-Oerlikon

(Hauptbild: Facebook @NothingButThieves; GIF: giphy.com)

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