You’re our man, Leonard. Joni, du bist super, deine Interviewerin nicht so

Hier kommen zwei prima Weihnachtsgeschenke für erfahrene Semester (die Grossmutter? Der Vater?) oder für “Hallelujah”-Fans: Gespräche mit Joni Mitchell und Leonard Cohen in Buchform. Teil 4 unseres Biografienherbsts (der sich langsam zum Biografienwinter wandelt).

Jetzt, wo wir alle wieder “Love, actually” schauen, ob zum dritten, zum zehnten oder zum hundertsten Mal, werden wir wie immer mit Joni Mitchell konfrontiert. Genauer: Diesem todtraurigen Song, zu dem Karen herausfindet, dass ihr loving husband Harry eventuell noch in love ist mit jemand anderem:

Und alle Jahre wieder brechen hier unsere Herzen. Und wir fragen uns dann auch gelegentlich: Wer genau ist eigentlich Joni Mitchell? Antworten finden wir dieses Jahr in “Joni Mitchell: Ich singe meine Sorgen und male mein Glück” (Kampa-Verlag). Auf Englisch heisst das Buch, das aus Gesprächen zwischen der Musikerin und einer Journalistin besteht, In Her Own Words, und das trifft es sehr viel besser.

Man tut übrigens gut daran, die Fragen und Kommentare der Interviewerin einfach zu überlesen (“Und dabei sind vielen Leuten Texte wichtiger als die Musik. Schauen wir uns dieses Foto an von dir und Eric Clapton”). Weil die meistens einfach eine Show abzieht, sie will zeigen, was sie alles weiss. Das ist so anstrengend …

Dabei hat Joni Mitchell so viel zu erzählen, ist ja klar. Zum Beispiel, dass Clapton mit offenem Mund auf ihre Hände starrte (siehe “Frage” oben), wohl wegen ihrer gewölbten Handhaltung. “Ich habe ja keinen Unterricht in klassischer Gitarre gehabt, aber wenn du willst, dass die Töne bellen, wenn du sie variieren, wirklich kontrollieren willst, dann geht das am besten mit dieser gewölbten Haltung. (…)”, erklärt Joni Mitchell.

Sie spricht darüber, warum sie malt (und nicht Malerin geworden ist). Über Kanada, über ihre frühe Mutterschaft, über ihre Weggefährten Bob Dylan und Leonard Cohen. “Leonard ist ein solcher Verführer (…) ich kann das nicht.”

Joni Mitchell. Ich singe meine Sorgen und male mein Glück. Gespräche mit Malka Marom”, 252 S., Kampa. 

Apropos Leonard Cohen: Auch von ihm sind Gespräche erschienen – die er mitverschiedenen Leuten geführt hat (1988 – 2009). Ganz gross! Die besten Stellen zitieren würde heissen, das halbe Buch (oder mehr) abzuschreiben. “Hallelujah” zeigen wir hier, weil Cohen einem der Interviewpartner (hier sind es 4) gestanden hat, dass er sich eine Art Moratorium für den Song wünsche. “Ich mag ihn, ich finde ihn gut, aber er wird von zu vielen Leuten gesungen.” Dabei wollte Sony das Album, auf dem das Jahrhundertwerk (kann man so sagen, oder?) zu finden ist, gar nicht herausbringen.

Auf die Frage, ob es Autoren gibt oder Personen, die ihn beeinflusst haben, sagt er: “Ich glaube, für mich waren das Kino und die Bücher entscheidend, die Natur und der Mond.”

Der Mond! Und weil das alles so in die Weihnachtszeit passt, hier noch k.d. langs version von “Hallelujah” – sie habe ihn sehr berührt.

Uns auch. Und – wir wollen kein Moratorium für “Hallelujah”. Aber so war das ja auch nicht gemeint.

Leonard Cohen. So long. Ein Leben in Gesprächen”, 182 S., Kampa

Du kannst, wie immer, beide Bücher bei Bookette bestellen, Leonard Cohen hier und Joni Mitchell hier.

 

 

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