Tönt kopflastig, klingt aber nicht so

Die Sea Girls aus London haben mit “Open Up Your Head” ihr Debütalbum veröffentlicht. Es enthält 14 (!) mal mitreissenden Indie-Rock mit Tiefgang und ohne erzwungene Originalität. Bei mir treffen sie damit voll ins Schwarze.

Eines gleich vorweg: Sea Girls sind gar keine Girls, sondern vier Boys aus London. Das Quartett kennt sich schon seit der Schulzeit und hat sich 2015 als Band zusammengeschlossen. Ein Schlagzeug, ein Bass, eine Gitarre und Gesang, ganz simpel. Mit ihrem frischen, frechen Indie-Rock-Pop sind Sea Girls besonders in England sehr erfolgreich. Nach vier EPs haben sie jetzt ihr Debütalbum “Open Up Your Head” veröffentlicht. 

Es ist ein mitreissendes, gitarrenlästiges Album. 14 Songs bieten einen ausgewogenen Mix aus tanzbaren Rock-Hymnen und sanfteren, eher melancholischen Titeln. Sänger und Frontmann Henry Camamil hat “Open Up Your Head” inspiriert von Erfahrungen und harten Zeiten aus seiner Jugend geschrieben. Zum Beispiel erlitt er damals eine schwere Kopfverletzung und daraus resultierende Angstzustände. Tönt ganz schön kopflastig, das Album klingt aber zum Glück nicht so.

Perfektes Beispiel für das Spiel aus melodischer Heiterkeit und tiefgründigen, düsteren Texten, ist “Do You Really Wanna Know?”. Der Song klingt locker und leicht, super zum Tanzen, inhaltlich geht es aber um die Dämonen im eigenen Kopf, sprich psychische Probleme. Das Musikvideo dazu ist wunderbar bunt, verrückt und vollgepackt mit skurrilen Ideen, die alle in Form von visuellen Effekten zum Leben erweckt wurden. 

Durch den Song “Violet” bin ich im letzen Jahr auf die Band gestossen und war sofort verliebt. Nur zu gerne würde ich die Kraft von Violet mal Iive erleben, ganz bestimmt der Knaller! 

Ready For More” ist ein kurzweiliges, süffiges Hörvergnügen, das wirklich Lust auf mehr macht. 

Things we were promised
Best time of your life
How shit if that’s right

All I Want To Hear You Say” geht sofort los. Der Song packt mich gefühlt an den Schultern und reisst mich gleich voll mit. Die temporeiche Nummer ist mein Favorit und handelt von einer alten Flamme, deren Verlockung nie ganz erlischt.

Oh, heaven on earth is a hell of a place
No one can judge me for trying to get back

Dass die Sea Girls Vorbildern wie The Killers, The 1975 oder The Strokes nacheifern, lässt sich gut heraushören. Das Rad erfinden sie nicht neu, klar (was eigentlich für die meisten Bands der letzten Jahre gilt). Doch sie verleihen dem altbewährten Indie-Sound ihre eigene, frische Note und treffen damit voll den Nerv der Zeit. Mir ist das lieber als erzwungene Originalität. Die Musik macht Spass und ist ein toller Soundtrack für den Sommer. Ein Album ganz nach meinem Geschmack. 

SEA GIRLS: “Open Up Your Head“, out (Polydor Records)

(Bild: via Facebook @sonicseagirls)

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