Roll over Beethoven

Letzthin habe ich einen Dokumentarfilm über Chuck Berry gesehen. Ich fand den Musiker aus Missouri schon immer eindrücklich. Dass er aber als Father of Rock’n’Roll bezeichnet wird und extrem viel zur Entwicklung des Stils beigetragen hat, war mir nicht bewusst. Und ich finde, dafür ist er viel zu wenig bekannt.

Dabei: Seine Songs kennt man schon: “C’est La Vie” zum Beispiel ist durch die legendäre Tanzszene in “Pulp Fiction” bekannt geworden. Oder “Johnny B. Goode”. Den wird manch eine singen können. Und noch heute haben ihn einige Bands in ihren Sets. Auch Schweizer Bands. Death by Chocolate etwa spielten ihn früher oft, wie mir unser Morchelkoch Schläppi erzählte. Heute sei der Song noch immer im Repertoire ihrer Zweitband The Fabulous Chipsy Dicks. 

Und wenn Gitarrist Simon früher zum Anschluss der Pegasus-Konzerte “Rock’n’Roll Music” ins Mikrophon schrie, war das der heimliche Höhepunkt des Gigs. 

Fast wie Elvis

Heute erfreuen wir uns an den Covers. Aber eigentlich steckt etwas Problematisches dahinter. Schon in den 50er-Jahren haben viele Musiker Chuck Berrys Songs gecovert. Einige davon wurden richtig berühmt. Elvis Presley zum Beispiel. Obwohl er und das sage ich bei aller Liebe zu ihm nicht so viel Ahnung von Musik hatte wie eben andere. “Das braucht man in meinem Business nicht”, soll er einmal gesagt haben. 

The News

Chuck Berry dagegen verstand sein Handwerk. Er schrieb Songs, war innovativ und spielte grossartig Gitarre. Wie Elvis war er eine schillernde Figur und ein geborener Entertainer. Anders als Elvis war er aber schwarz. Deshalb spielten gewisse Radios seine Songs lange nicht. Und wenn er mal in eine Show eingeladen wurde, war es oft, weil man nicht wusste, welche Hautfarbe er hatte. Obwohl er in seinen Songs nicht politisch wurde, griff er das Thema subtil auf. Etwa in “Roll Over Beethoven”. Dort singt er, der Komponist solle sich umdrehen, und Tschaikowsky “the news” mitteilen: Dass nun der Rock‘n’Roll da sei. Der Song provozierte, denn man verstand. Obwohl Chuck Berry es nicht direkt sagte, dürfte er gemeint haben, dass nun die Traditionen weisser alter Männer abgelöst würden. 

So war es aber nicht ganz. Obwohl die Rassentrennung mittlerweile offiziell nicht mehr existiert, wissen wir, wie präsent Rassismus noch immer ist. Höchste Zeit also, die grossartigen Songs eines beispiellosen Musikers wieder aufleben zu lassen und zwar nicht in den Coverversionen seiner weissen Kollegen. 

Zum Beispiel hier: “Roll over Beethoven”.

 

Bild: Facebook (Globe Photos/ZUMA)

 

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