I’ll be fine

Warum ich ständig Biografien von Musikerinnen und Musikern lese? Weil ich so absolut freiwillig, ganz ohne Messer eines Promomenschen am Hals, Musik entdecken kann. Manchmal halt mit Verspätung. Aber hey, Tracey Thorn von Everything But The Girl hat ein Jahr lang nicht gemerkt, dass ihr Leute Nachrichten auf ihr (allererstes) Handy schicken. Von ihr ist übrigens mein neu entdecktes Lieblings-Weihnachtsalbum: “Tinsel and Lights” aus dem Jahr 2012.

Eigentlich wollte ich während der Lektüre von Thorns “Bedsit Disco Queen” nur rasch checken, was diese als Solokünstlerin so herausgegeben hat. Als ich auf ihr Weihnachtsalbum stiess, eine Handvoll Songs über Liebe, Schneelandschaften, Lichter und Lametta. Das Schöne: Die Lieder sind so pur, alles andere als überkandidelt, mal bluesig, mal jazzy, mal folkig angehauchte Popsongs. Und meistens Covers.

“Hard Candy Christmas” ist mein Favorit. Während das Original von der amerikanischen Songwriterin Carol Hall in höchstem Grade musicalesk klingt, ist die Version von Tracey Thorn Begleitmusik zur Autofahrt durch eine sonnige Winterlandschaft. Zurückhaltend stimmungsvoll. Der Text ist ein Sinnieren darüber, was man nach einem harten Jahr in der Weihnachtszeit alles tun kann: abhauen, irgendwohin fahren, in Bars rumhängen und sich mit Apfelwein betrinken beispielsweise. Oder Sterne zählen und jemanden treffen, nur um dessen Herz zu stehlen. “I’ll be fine”, singt sie. “I’ll be fine.” 

Und ihr kennt “In The Cold, Cold Night” von Jack White? Also The White Stripes? Wie einfach nur geil, dass Tracey Thorn diesen Song in ihrer ganz eigenen Art auf das Weihnachtsalbum gepackt hat. Auch “Like a Snowman” von dem sehr sehr eigenwilligen US-Musiker Stephin Merritt, ist ein Lied, das einen nicht nur halbstark berieselt, sondern wirklich weiterbringt im Leben. Denn ist es nicht so, dass ein Nackttanz im Schneegestöber die einzige Art ist, durch den Winter zu kommen?

Am allermeisten nach Familienweihnachten klingt eigentlich “Joy”, mit “Tinsel and Lights” der einzige von Thorn komponierte Song auf dem Album. Das Background-Chörli bilden übrigens die Kinder von ihr und Ben Watt – die ziemlich sicher aussehen wie Engel.

 

TRACEY THORN: “Tinsel and Lights”, out seit einer halben Ewigkeit.

(Bild: geklaut)

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