“Herrgöttli panaschiert” – das dritte Protokoll

Die neuste Video-Livepodcastfolge von Death-by-Chocolate-Sänger Mathias Schenk und Poetry-Slam-Schweizermeister Marco Gurtner weist neben Mayonnaise-Philosophie einen verhältnismässig starken Musikbezug auf. Es geht mal wieder um Laffer oder um einen Wachstumsschub während eines Flötenkonzerts. Wir haben protokolliert.*

Datum: 10. April 2020
Beginn: 19 Uhr
Ende: 20 Uhr
Ort: Instagram
Folge: 4
Anwesende: Mathias Schenk, Marco Gurtner
Protokollantin: Rockette Miriam
Zur Protokollführung: Passagen mit Musikbezug sind fett. Etliche wurden weggelassen.

 

Mathias spielt Gitarre. Nach ein paar Takten weiss er nicht mehr, wo er war.

Einschaltung Marco. Dieser schunkelt, bläst in seine Bierflasche.

Begrüssung.

Marcos Stimme hallt. Er fragt sich, wieso das so ist, sucht den Regler. Es gibt Dinge, die man geregelt haben muss, sagt Mathias.

Marco geht nochmal raus. Mathias spielt derweil wieder Gitarre und singt von Marcos Abwesenheit und einem Kopfhörer, mit dem es vielleicht besser gehen würde.  

Marco ist wieder da. Es hallt immer noch.

Kopfhörer wurde gesagt. Marco zieht ihn zweimal absichtlich falsch an. Bluetooth wird eingeschaltet. Jetzt hat es eine huere Latenz wie ein Kalb, sagt Mathias. Auch Marco hört sich viel später.

Sie fangen noch einmal von vorne an – mit einer ordentlichen Begrüssung. Der Name “Herrgöttli panaschiert” wird endgültig und einstimmig abgesegnet.

Marco hört sich doppelt. Es ist nicht besser geworden, kommentieren auch die Leute. Es ist schon nicht geil. Mathias hört Marco normal, für alle anderen kommt aber alles zweimal. Zum Beispiel: Es ist kacke so. Es ist kacke so.

Es wird entschieden, in einer halben Stunde noch mal zu probieren. Um 19.40 Uhr.

Um 19.17 Uhr sind die beiden wieder da und ermahnen das Publikum, das Vorherige zu vergessen.

Mathias hat etwas von Ottolenghi gekocht. Ah, der Otto aus Lenk, Lenker Öttu, sagt Marco. Eventuell sei er aus dem Emmental, sagt Mathias, aus dem Chemmeriboden, Chemmeriboden-Öttu.

Mathias hat Süsskartoffeln und ein fucking Entrecôte gekocht – mit Limetten-Basilikum-Salsa.

Marco hat immer gewusst, dass Mathias eher so der Salsa-Typ ist. Und es stimmt, Mathias musste im Sportstudium an der Prüfung solo Salsa vortanzen. Es habe nichts Peinlicheres gegeben.

Marco hat bei den Kadetten einen Tanzkurs absolviert. Mathias versteht Katheter. Kadetten heisse “Pfadi ohne Hippie” und am Schluss gebe es immer einen Ball, erklärt Marco. Eine Kugel, auf der man tanzt. Daher komme der Begriff “die runde Schue anha”.

Es wird auf einen Facebook-Kommentar von Schläppi verwiesen. Jemand aus den Zuschauerreihen soll diesen suchen, Mathias hat zu tun wie ein Kalb, macht aber ein Geräusch wie ein Lamm.  Marco erinnert das an “La casa de papel”, als alter Spaniöggel. Er ist in der Paella-Pfanne zur Welt gekommen. Güscheler, das alte Gnu, el Güschel. Mathias würde auf Spanisch Schenk el Klopfer heissen, sagt er.

Es wird mitgeteilt, dass der Kommentar von Schläppi “Dä het ds Bier o nid id Schue gschüttet” lautete.

Marco muss Mathias einen Gruss von djsuperleague ausrichten. Mathias muss ihm folgen, einen sauberen Follow geben.

Mathias’ Vater ist jetzt auch auf Instagram, nachdem er wissen wollte, wo er das Zeugs schauen kann. Er heisst vaettu.schenk, was nahe an Mäthu Schenk ist.

Der Hund von Vättu Schenk, Chuck, hat heute Geburtstag. Er wird eins. Es ist ein Windhund. Marco fragt, ob Mathias’ Vater nur einen Windhund hat. Leute mit Windhunden haben meistens zwei oder drei, weil die so schmal sind. Mathias weiss warum: Wenn man nur einen Windhund im Kofferraum hat, fällt der immer seitwärts um, mehrere halten besser. Windhunde machen sowieso nur im Rudel Sinn. Erst so werden sie richtig aerodynamisch.

Marco war bei den Kadetten immer voll. In der Formation “rundi Schue”.

Mayonnaise-Foto

Vaettu.gurtner hat ein Daumen hoch-Emoji geschickt.

Mathias hofft, dass sein Vater vergisst, zuzuschauen.

Der bisherige Talk wird als Bundesrats-PK-ähnlich empfunden. Marco sieht Mathias sowieso eher da. Worauf dieser “gschobe” sagt und vom Bildschirm verschwindet.

Hat Mathias mit “gschobe” gemeint, er schiebe, wundert sich Marco.

Sobald er zurück ist, kommt die Vermutung auf, dass Adolf Ogi von Frutigen aus zugeschaut und einen Instagram-Kill-Switch betätigt hat. Immer, wenn Marco an Adolf Ogi denkt, denkt er auch an Hanspeter Latour, weil sie ihm wie Brüder vorkommen.

Wenn Mathias an Brot denkt, denkt er häufig auch an Mayonnaise. Marco und Mathias sind beide Mayonnaise-Menschen. Mehr noch Mayonnaise mit Senf – Marco kann nicht glauben, wie sie so viele Jahre aneinander vorbeigekommen sind. Mathias könnte das Gemisch bloss fressen.

Ein Mayonnaise-Foto wird realisiert.

Marco stellt beim Anblick der Tube fest, dass Mathias ein Chrümmisiech ist, während er selber mit dem Löffel dahinter geht oder die Mayonnaise den Tisch ab reisst. Marco ist ein Fan von allem Planierten. Wie Ratrac-Rüedu. Es muss alles schön flach sein.

Das Problem, wenn man Mayonnaise erst am Schluss planiert: Es hat möglicherweise schon ein Miniloch in der Tube, aus dem die Mayonnaise dann wie ein Faden rauskommt, sagt Marco. Das erinnert Mathias an Albumaufnahmen, zu deren Ende man schauen wollte, wie weit Mayonnaise spritzt, wenn jemand voll auf die Tube springt. Vom Wintergarten bis in den Swimmingpool.

Marcos Mitbewohner, Laffer, der gute Chnüttu, drückt immer mit der ganzen Hand auf die Mayonnaise-Tube. Zurück bleiben Löcher wie bei einer Bowling-Kugel. Da ist die Planierung im Arsch.

Marco erinnert sich an einen Wachstumsschub in der 5. Klasse. Während eines Flötenkonzerts wurde ihm immer schwindliger, er pfiff gewissermassen aus dem letzten Loch und fiel dann der Länge nach hin. Die Leute dachten, er mache das Kalb. Dabei hat es ihn, der mit seiner Bassflöte in der ersten Reihe stand, umgewedelt. Aber erst, nachdem er die anderen an die Wand geblasen hatte. Last man flötling.

Mathias hat erst Flöte, dann Klarinette gespielt. Er will nicht cool tun und das verheimlichen. Nichts gegen die Leute im Orchester damals, sagt er, aber heimisch habe er sich da nie gefühlt. Er konnte die Noten zwar lesen, war aber zu faul, um zu lernen. Er war beschissen.

Marco will auf etwas hinweisen. Er ist dabei, einen Song zu produzieren, Mathias spielt darin ein Gitarrensolo. Die Leute sollen auf sein Profil und auf Lockdown klicken und das ganze Projekt anschauen. Marco verdankt Mathias’ Mithilfe. Dieser hat Freude wine moore, weil er selten als Session-Gitarrist angefragt wird.

Mathias wäre bezüglich Haarausfall gerne huere easy aber es scheisst ihn einfach an. Man könne schon etwas dagegen machen, beispielsweise eine Kopftransplantation.

Marco hat von allen seinen Freunden am meisten Haare. Und die dichtesten. Nicht die schönsten, es sind die Haare einer Meersau. Manchmal sehen sie zwar geil aus, aber anfassen will man sie nicht.

Herz Bube

Mathias hat ein Post-it am Boden gefunden. Viele seiner Schüler haben Desaster mit “i” geschrieben, steht darauf. Ein Disaster, schreibe man es doch mit “e”: Disester.

Marco wollte seine Eltern einmal wegen Kinderarbeit anzeigen, nachdem er an einem schönen Sommertag die Fensterläden putzen musste. Marcos Vater war Polizist, weshalb er ihn gleich fragen konnte, wie das mit der Anzeige läuft. Das ist alles schon länger her, so zwei Jahre.

Mathias wurde an einem Konzert einmal ein Feuerzeug an den Kopf geworfen. Er sagt, sie hätten noch nie so beschissen gespielt wie damals. Der Drummer war betrunken und sie gaben ihm ein Mikrofon, damit er ein bisschen reden kann. Er sagte: Göt ab, dir Arschlöcher. Dann kam das Feuerzeug. 

Es wird festgestellt, dass die Zeit abläuft. Mathias und Marco machen ein paar Grimassen, die übliche Abmoderation. Und noch einmal eine Thomy-Session, die in der Mitte abbricht.

 

* Diese Protokolle (hier sind sie gesammelt) erscheinen bis auf Weiteres immer freitags. Die Live-Gespräche könnt ihr euch jeweils donnerstags um 19 Uhr auf den Insta-Profilen von Mathias Schenk und Marco Gurtner reinziehen. Wenn es denn auch funktioniert.

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