Alles Garbage

Es ist der 14. Juni 2021, 23 Uhr. Ich verhielt mich den ganzen Tag ruhig, was man leicht missverstehen könnte. Denn auch mir reichts – und zwar grad in alle Himmelsrichtungen hinaus. Garbage kommen eben recht.  

Zur Einstimmung auf diesen Text ein Video:

Ich weiss nicht, wies euch ging, doch der vergangene Abstimmungssonntag hat mir regelrecht das Hirn verdreht. Und das sehr kurz, nachdem mir Schweizer Aschi beim Ponystriegeln in Gerzensee noch glaubhaft gemacht hatte, dass Gottvertrauen alles sei im Leben. Weil ich nicht zu jenen Feministinnen gehöre, die am heutigen Frauenstreiktag auf die Strasse gingen, hatte ich sehr viel Zeit, um mich gleich wieder selber zu desillusionieren und alle weiteren Missstände in unseren Welt oben drauf zu laden.

Wäre ich doch nur eine Band wie Garbage, die in Form von Musik protestieren kann. Die anstatt nur wüst rumfluchen, sich mit beiden Fäusten gegen die Stirn schlagen oder 20 Kampfschriften anfangen und keine je fertig schreiben kann, irgendwas Wirkungsvolles auf die Beine zu stellen vermag. Etwas wie deren neues Album “No Gods No Masters”. Ich könnte das wirklich gut gebrauchen, so eine Stimme wie Shirley Manson und Kollegen wie Duke Erikson, Steve Marker und Butch Vig, die mit mir Protestsongs wie “The Man Who Rule The World” oder “Waiting Fod God” schreiben. Nummern, die nicht schön, sondern unbequem sind. Wie die Message, die sie enthalten.

Positiv ausgedrückt macht “No Gods No Masters” Lust auf Tanzen. Irgendwo in einem sehr kühl ausgeleuchteten Club und am liebsten mit sehr schwarz umrandeten Augen oh Gott, da muss ich grad wieder an Italien, an Måneskin, an Damiano David denken. Und realistisch gesehen macht das Album sehr unruhig und besorgt. Das einzig wirklich Tröstliche ist die musikalische Anlehnung an die 90er Jahre. Damals war mein grösstes Problem die Vielzahl von Jungs, in die ich verliebt war, dahin reise ich gedanklich gerne zurück. Und natürlich hat auch “This City Will Kill You” etwas Beruhigendes. Aber eben auch nur, wenn man nicht zu sehr auf den Text hört.

Ich kann wirklich jeden verstehen, der diese Tage lieber Shem Thomas oder P!nk und Willow Sage Hart hören möchte anstatt mit Garbage im Ohr und dem Töteler drin ins Verderben zu rasen, wie Schweizer Aschi sagen würde. Aber das Leben ist leider kein Ponyhof und erst die Arbeit dann das Vergnügen und schaffe git ds tüe … und richtig Abstimmen könnte man hueregopfertamisiech sogar vom Sofa aus.

GARBAGE: “No Gods No Masters”, out (Stunvolume/Infectious Music (BMG))

Photocredit: Joseph Cultice

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