Sorry, ich hab Headache 101

Als wäre mir nicht eh schon langweilig, ist mir auch noch langweilig. Auf Platz 1 der Hitparade thronen Geistergeräusche, auch sonst wird im Mainstream sehr viel geheult. Ich geb euch jetzt mal ein bisschen Neil.9.

Okay, der Ostschweizer, der schon mal in unserem Büro auftrat und in echt ebenso ein Arschloch ist wie auf Instagram, heult auch gerne. Aber eben nicht so schlaff, dass es das Dormicum ersetzt, sondern so, dass einen die grossen Gefühle dahinter auch aufwühlen. Neil.9 ist ein dramatischer Künstler. Ein Musiker, der das Helle mit Füssen tritt, sobald es zu sehr durchdrückt. Und trotzdem liebt er es, das kann er trotz aller Depressionsästhetik einfach nicht leugnen. Mir kommt er immer ein bisschen vor wie ein Teenager, der ständig widerspricht, wenn man ihm sagt, er sei etwas wert. Weil es ihm so guttut, es immer wieder zu hören.

Neil.9 hat vor ein paar Wochen eine EP veröffentlicht, “Headache 101”. Und ja, sie ist ein wirklich gutes Argument, um grad nicht Sex haben zu können.

Fünf Songs sind auf “Headache 101” drauf. In ihrer Gesamtheit so düster, als wären sie noch nie über das dritte UG herausgekommen. Die Zeile “happy for you” in “All the Best” geht mir zumindest dermassen tief, dass ich sie sicher nicht hören könnte, wenn ich danach eine Motivational Speech halten müsste.

Aber: Achtet mal nur auf die Gitarre, die sich die gute Laune nie nehmen lässt. “Exit” ist das Licht am Ende des Tunnels gegen Schluss ja nun wirklich auch anzuhören und “Pana Ghost Catshark at the Feast” immerhin eine perverse Lust am Furchteinflössen. Ich bin mir ziemlich sicher, dass Neil.9 die lichtdichten Vorhänge über alles drüberzieht, damit man nicht sieht, dass er eigentlich lacht.

NEIL.9: “Headache 101”, out (Lauter Musik)

(Foto: Valentina Sproge)

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