Schön fies

Es hat mich dieses Jahr noch nie deprimiert, Musik gerade nicht in grossen Menschenmengen geniessen zu können. Keine Sekunde lang. Doch so sehr ich die Ruhe geniesse, ganz geheuer ist sie mir dann auch wieder nicht. Dieses Gefühl gibt es übrigens in Form eines neuen Albums: “On&On” von Daniel Blumberg.

Der Brite hat grosse Freude daran, ganz normale, wohlig melancholische Songs für den kleinen Kreis zu schreiben und die Idylle dann aber ständig mit irgendwelchen Geräuschen zu stören. So, dass einem der vordergründige Frieden eben so richtig unheimlich werden kann. Dass diese schrägen Zwischentöne improvisiert sind, scheint so etwas wie das Basiswissen über Blumberg zu sein. Ebenso, dass sich der sehr aktive Künstler in einem ständigen Schwebezustand zwischen Musik, Film und Malerei befindet. Eine Zusatzinformation, die ich euch gerne gebe: “On&On” ist in Live-Sessions mit weiteren Londoner Musikern entstanden: Ute Kanngiesser (Cello), Billy Steiger (Violine), Tom Wheatley (Kontrabass), Jim White (Schlagzeug) und Elvin Brandhi (Sängerin). Sie sind auch alle auf Blumbergs letztem Album “Minus” (2018) zu hören.

Bezüglich seiner Zeichnungen habe ich übrigens noch kein Urteil gefällt. Doch die Musik find ich bezaubernd – auch wenn einen dieses Quitschen und Querklimpern brutal aus den Tagträumen reisst, in die man in den Takten davor noch gelullt worden ist. Die Musik gefällt mir wohl gerade deshalb. Sie wirkt erst einmal zum Einschlafen langweilig, ist aber auf eine positive Art fies. Und wenn man die Zwischentöne als eine gewisse Ironie interpretiert, dann gehen sie ganz sicher nie auf den Sack. So wie auch dieses Video alles andere als nervig ist:

 

DANIEL BLUMBERG: “On&On”, out (Mute)

(Pressefoto)

 

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