Rock’n’Roll-Freundinnen

Es gibt viele Engländerinnen, die ich für ihre Arbeit bewundere – ganz oben auf der Liste: Musikautorin und Rockette-Freundin Zoë Howe sowie Musikerin und Schriftstellerin Tracey Thorn. Am Writing on the Wall-Festival (normalerweise in Liverpool und nicht im Internet) diskutierten die beiden zusammen. Geil, oder?

Zu Zeiten von Everything But The Girl wussten die Medien nie so recht, wie sie Tracey Thorn einordnen sollten. Also betitelten sie einfach mal als unweiblich und exzentrisch im negativen Sinne darüber hat sie etwa in ihrem autobiografischen Buch “Bedsit Disco Queen” geschrieben. Ich musste ehrlich gesagt selber einigermassen alt werden, um zu verstehen, wie weiblich und wundervoll Frauen wie sie tatsächlich sind. Aber ich bin ja auch in einer Zeit und einem geografischen Umfeld aufgewachsen, in dem angepasst sein, (einen Mann!) heiraten und immerdar haushalten zu den höchsten aller Lebensziele gehörten.

“Breaking the rules of femininity”, sagte Thorn im besagten Zoom-Gespräch mit Zoë Howe einmal. Und meinte damit natürlich genau das: Brechen wir doch jetzt mal mit diesem veralteten Frauenbild. Es wird ja wohl nicht so schwierig sein, Frauen nicht immer gleich als unbequem zu bezeichnen, wenn sie ihr Ding durchziehen, laut werden, gerne auffallen, sich in all ihren Facetten zeigen, also auch den unflätigen?

Das sind übrigens Eigenschaften, die Tracey Thorn in ihrem neuen Buch “My Rock’n’Roll Friend” ihrer langjährigen Freundin, der australischen Musikerin Lindy Morrison, zuschreibt. Schaut euch dieses Interview von 1988 mit der Drummerin von den Go-Betweens aus, dann wisst ihr, wo die Gründe für deren Aufbrausen primär liegen. Also ich kann es auch gleich sagen: unter anderem an der Art und Weise wie in der männerdominierten Rock’n’Roll-Welt mit ihr umgegangen wurde.

Bevor sie richtig befreundet waren, bewunderte Thorn die elf Jahre ältere Morrison die beiden hatten sich 1983 zufällig backstage kennengelernt wie eine Art Heldin. Durch ihre sehr ähnlichen Erfahrungen als Frauen in der Musikbranche tauschten sie aber schon sehr bald auf Augenhöhe aus. Sie schrieben sich viele Briefe, die die inzwischen 69-jährige Lindy Morrison scheints ausgegraben hat, als Thorn ihre Geschichte aufzuschreiben begann.

Das Buch, eine Biografie aus der Sicht einer engen Vertrauten, erscheint Ende Mai auf Englisch. Ja, auch bei Bookette! Vorbestellungen nehmen wir per Mail an shop@bookette.ch entgegen. Und hier gibts den Talk von Zoë Howe mit Tracy Thorn inzwischen zum Nachschauen:

 

Tracey Thorn: “My Rock’n’Roll Friend”, englisch, Canongate Books 2021. Fester Einband: 29.90 Franken, kartonierter Einband: 22.90 Franken.

www.bookette.ch

 

Tags:

Schreibe einen Kommentar

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.