Aussen heiter, innen brutal: Eine Celtic-Liste von Keltikon

Ein Gebiet, das wir selten bis nie betreten, leider: jenes der irischen und schottischen Traditionals. Sally und Olaf von der Zürcher Celtic-Rock- und Folk-Punk-Band Keltikon helfen, die Schwelle zu überwinden. Mit einer Liste zum Absumpfen. 

  • Mawkin – “Wreckers on the Shore”: Hier wird Traditionelles jazzig-rockig und originell interpretiert. Dieses Lied könnte ein Seemannslied sein, die Stimme von James Delarre, die mehrstimmige Gesang- und Akkordeonbegleitung passen perfekt zum traditionellen Folk-Style. Doch statt eines kitschigen Tunes auf Geige und Gitarre, gibt es wiederkehrende, jazzige Melodien, und peppige Drums bringen das Ganze zum Schwingen. Grossartig!
  • The Tossers – “A Fine Lass You Are”: The Tossers sind, wie Dropkick Murpheys, eine Band von jenseits des Atlantiks, aus Chicago. Die raue, gallenbittere Art von T. Duggins erinnert aber mehr an den Pogues-Sänger Shane McGowen. Der Text dieses Liedes ist sweet and sour – “you’re surely a light in this fucking dark” – bis brutal – “I’ll break your goddamn neck”. Wunderbar ehrlich und innig, ebenso die schnörkellose Geigen- und Whistlebegleitung.
  • The Strangelings – “Matty Groves”: Ein dunkler Traditional aus England, der von Seitensprung, Mehrfachmord und sexueller Ausbeutung von Minderjährigen handelt. The Strangelings bringen tolle Harmonien in ihre rockige Interpretation ein und die far-out-Geigen- und Gitarreneffekte passen perfekt zum Gothikthema.

https://www.youtube.com/watch?v=aNGeTR8rfR4

  • Fairport Convention – “John Gaudie”: Fairport Convention sind seit den 60ern die Godfathers des Folk Rocks in England. Sie haben nach dem desaströsen Auftritt von Nick Drake in der Queen Elizabeth Hall 1970 in London als Hauptband gespielt. Dieses Lied hat alles, einen coolen Text, tanzbare Melodien mit starkem Offbeat, es ist eines der besten Lieder der alten Herren. Am coolsten ist es, wenn die Geige einsetzt.
  • The Pogues – “Fairytale of New York”: Dieses Lied wird über Weihnachten überall in England gespielt, und trotzdem hört man es immer wieder gern. Zwischen “All I want for Christmas” und “Last Christmas” ist es erfrischend zu hören, wie die zwei Punks sich gegenseitig fertig machen. Der Anfang könnte von Frank Sinatra sein, langsam mit Klavier und Streicher, aber dann kommt plötzlich der unverwechselbare Irish-Folk-Sound mit Akustikgitarre und Akkordeon.

  • Hamish Imlach –“Johnny O’Breadislee”Eine berühmte, alte, traditionelle Ballade aus Schottland, die es in verschiedensten Versionen gibt. Johnny ist offensichtlich ein Gesetzloser, oder zumindest ein Mann, der den Jagdgesetzen wenig Beachtung schenkt. Trotz der Warnung seiner Mutter geht er wieder mal wildern. Seine Hunde und er fressen sich so satt an den Rehen, dass sie einschlafen. Johnny wird verpfiffen und die Jäger schiessen auf ihn, als er schläft. Johnny erwacht, verwundet und wütend, und tötet sechs Jäger. Das Lied ist ziemlich typisch für seine Gattung, zum einen mit wunderschöner Melodie, gleichzeitig sehr archaisch und brutal im Text. Es wurde auch schon in Kinderlieder-Editionen aufgenommen.
  • Las Celtas Cortos – “El Alquimista loco

”: LDas Jetzt geht’s Los-Instrumental vom Album ‚Cuéntame Un Cuento‘ der spanischen Celtic Rock Band ‚Las Celtas Cortos’ (die kurzen Kelten). Die Band gibt es schon seit 1986 und sie haben starke keltische Einflüsse, nicht zuletzt auch aus Galizien in Spanien, wo wie in der Bretagne traditionell immer noch keltische Musik gespielt wird, welche sich von der der Iren wenig unterscheidet. Celtas Cortos weben auch kubanische, Latin- und andere Elemente in ihre Musik ein, was sie sehr abwechslungsreich und spannend macht.
  • Slade – “Run Runaway”: 
Im Alter von zwölf Jahren kaufte ich (Olaf) mir die LP der Glamrock-Band Slade, “The Amazing Kamikaze Syndrome”. Dieser Song wurde von der Gruppe als schottischer “Jig” rockig umgesetzt. Es war das erste Mal, dass ich mit Celtic Rock in Berührung kam.
  • Poitin – “Gloomy Winter’s Day”: Ein Gedicht des schottischen Dichters Robert Tannahill, das 1909 erschien, wurde auf die Melodie des uralten Traditonals “Lord Balgownie’s Favourite” transkribiert. Es handelt eigentlich von der Freude eines jungen Mannes als endlich der Frühling kommt. Die Schwermut des Winters hat sich aber noch nicht verabschiedet und das Stück könnte melancholischer und dramatischer nicht klingen – insbesondere bei dieser Version mit dem Gänsehaut erzeugenden Akkordeon und der eindringlichen Stimme von Tyna Frankova.
  • The Dubliners – “Rocky Road to Dublin”
: Ganz sicher ist dieser Klassiker seit dem 18. Jahrhundert einer der meist gespielten Traditionals. Er handelt von einem jungen Mann, der von seiner Heimatstadt in Irland nach England aufbricht, und davon, was er unterwegs alles an Entbehrungen und Anfeindungen ertragen muss.

Vielen Dank an Keltikon für diesen Beitrag. Er hat einen Teil von uns befeuert, die flüchtig geplante Herbstreise nach Schottland so bald wie möglich zu buchen. Oder nach Irland, an ein Konzert von Keltikon.

Alle Tourdaten von Keltikon findet ihr hier.

(Bild: Keltikon)

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