Ich winde einen Kranz (Robert Lucas Pearsall fordert derweil auf: Legt einen Kranz)

Ein guter Morgen beginnt dieser Tage mit einem klassischen Werk – nicht meiner Wahl. Sondern jener von Clemency Burton-Hill. Wer das ist? Lies du selber, danke.

Es gibt so einiges, was mir im April die Tränen in die Augen trieb. Bilder aus Italien. Das Tier, ich glaube, es war ein Dachs, das am Autobahnrand lag, es war das erste Mal, das ich mich wieder auf die Strasse wagte. Die Idioten, die sich am Wochenende an Brätelstellen und auf Schulhausplätzen trafen, in Gruppen, “weil das Wetter so schön ist und alles eh gar nicht so schlimm”. Ritschi, in der “Sing meinen Song”-Sequenz, in der Ritschi Steff la Cheffes “Chrieg im Chopf” performte, hab ich mindestens zehnmal gesehen. Zurückgespult, wenn man dem noch so sagt. Eher nicht. Jedenfalls hat es natürlich damit zu tun, dass es ein starker Song ist, sowieso, aber ihn so zu interpretieren, das braucht Können, Mumm und eine schöne Stimme.

Und schliesslich das Paket, das leider mehrere Wochen ungeöffnet im Rockette-Büro lag. Was damit zu tun hatte, dass wir unseren Bau eigentlich nur noch verliessen (und verlassen, in meinem bequemen Fall, weil ich nicht hinaus muss), um Merch oder Bücher, die bestellt worden sind, im Lager zu holen. Und dann schnell wieder nach Hause gingen. Irgendwann aber nahm ich das Päckli mit. Ein Cédric vom Diogenes-Verlag hatte es uns geschickt. Ein Buch, es heisst “Ein Jahr voller Wunder. Klassische Musik für jeden Tag”. Es sei “nicht Rock’n’Roll”, schrieb Cédric, öffne aber den Horizont für die Klassik.

Heute, am Tag, an dem ich diesen Text schreibe, ist der 28. April. Wie jedem Tag des Jahres wird in diesem Buch auch ihm ein Werk zugeordnet. Es ist Robert Lucas Pearsalls (1795-1865) Lay a garland (Leg einen Kranz).

Und es ist nicht so, dass ich gerade heule, während ich mir das heutige Werk anhöre, aber das kam auch schon vor.  Das Lied ist schön und rührt etwas in mir. Zufall ist es, dass Robert Lucas Pearsall einer der grössten Musiktalente Bristols gewesen ist. Sagt jedenfalls die Autorin Clemency Burton-Hill – und ich glaube ihr das sofort.  Zufall sage ich, weil Rockette Miriam und ich ja vor genau einem Jahr durch die Musikclubs Bristols getingelt sind (das mit den Clubs stimmt nicht, klingt aber gut), und eine Tonne guter Musiker*innen aus Bristol kommt. Allerdings hat dieser Robert, auch das habe ich heute gelernt, sich nicht wie andere Künstler seiner Zeit, der Romantik verschrieben, sondern “hinreissende Musik” erfunden, die ihre Wurzeln “in seinen bevorzugten Stilarten” hatte. Zum Beispiel der alten Musik der römisch-katholischen und anglikanischen Kirche.

Ich habe keine Ahnung von Klassik, also vielleicht ein klein wenig, und auch diese morgendlichen Lektionen schulen mich und mein Ohr nicht wirklich (die Beethoven-Frise nach dem Aufstehen hatte ich schon vorher). Es ist wie beim Wein: Kaum habe ich etwas gelernt, gelesen, gehört, gekostet, vergesse ich es sofort wieder. Aber das macht nichts. Es ist schön, einfach mal ein wenig Mozart (zum Beispiel am 10. April) zu hören und sich den Tag versüssen zu lassen, wie Clemency Burton-Hill über das Konzert Nr.7 F-Dur für drei Klaviere, KV 242 (Lodron-Konzert), 1. Satz: Allegro sagt (hahaha, ja, das habe ich jetzt extra alles aufgeschrieben). Oder Bach, der ist dann an meinem Geburtstag dran, ich hoffe, ich halte bis dahin durch.

Jedenfalls: Merci, Cédric vom Diogenes-Verlag. Und jetzt habe ich doch Tränen in den Augen.

Das Buch gibt es wie immer bei uns zu kaufen (einfach, dass wir das wieder mal gesagt haben: Wenn du nicht mit Paypal zahlen willst, schreib uns einfach ein Mail mit dem entsprechenden Titel. Und wir schicke ihn dir). Der Titel glänzt golden, das ist am Morgen früh nicht zu unterschätzen 🙂 Es gibt eine Apple-Playlist, hier. Das meint die Autorin dieses Wunderbuchs zu ihrem Werk:

 

und eine Leseprobe gibt es hier.

 

 

 

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