Happy Birthday, John Lennon

Heute würde John Lennon 80. Viel wird deshalb diese Tage über ihn geschrieben. Zum Teil scheint es zum guten Ton zu gehören, ihn schlecht zu machen. Er sei politisch naiv und unstet gewesen, liest man etwa. «10 Gründe, warum man John Lennon eben doch lieben muss», lautet der Titel einer uninspirierten Liste. Warum «eben doch» wird nicht erklärt. Seis drum. Ich jedenfalls wähle einen anderen Ansatz. Ich will lieber ein paar seiner Songs auflisten. Ich will mich darin verlieren und zum wiederholten Mal beeindruckt sein von der Stimme, die nicht perfekt geschliffen tönt, dafür so, dass man beim ersten Ton vor Berührung weinen könnte.

Imagine ist nicht auf der Liste. So viel vorweg. Ansonsten sind es einige Songs aus und nach der Beatles-Zeit. Unchronologisch, wie sie mir gerade eingefallen sind.

Watching the Wheels (1981)

Eins meiner Lieblingslieder. Besonders, weil ich früher immer meinte, er schaue Walfischen zu. Mir hat die Vorstellung immer gefallen, dass John Lennon irgendwo am Meer sitzt und die grossen Säuger beobachtet. Jetzt weiss ich, was der Titel bedeutet, aber ich fände es lustiger, wenn er sänge whatching the whales.

 

Happy Xmas (War is Over) (1971)

Eins der zugänglichen Lieder, die er mit Yoko geschrieben hat. Bis vor kurzem dachte ich, das sei mein Lieblingsweihnachtslied. Dann sah ich den Film über die Pogues und mir ist eingefallen, dass definitiv “Fairytale of New York-” mein Lieblingsweihnachtslied ist. Doch dazu ein andermal mehr. Happy Xmas ist an Weihnachten zwischen “Feliz Navidad” und dem Berühmten da von Wham immer noch Balsam für die Ohren.

 

Revolution Number 9 (1968)

Johns Beziehung zu Yoko wird ja immer wieder diskutiert und sie ist ja schuld an der Trennung der Beatles und ihre Rolle ist sicher etwas kompliziert (es gibt einen Hashtag Yokoohno mit recht lustigen Memes). Jedenfalls ist “Revolution Number” 9 ein experimentelles Stück, das die beiden aufs weissen Album der Beatles gebracht haben. George Harrison war auch dabei, Paul McCartney hatte schon damals keine Nerven mehr dafür, und was Ringo machte, weiss ich nicht. Es ist weniger ein Lied als einfach Geräusche und ich tu mich auch schwer damit. Dummerweise ist ausgerechnet das der längste Song, den die Beatles je rausgebracht haben.

 

Quelle: Instagram #yokoohno
Paul will auch auf Facebook nicht mit Yoko befreundet sein. Quelle: Instagram #yokoohno

 

Julia (1968)

Dass die Beziehung zu Yoko aber auch schöne Früchte trägt, zeigt dieser Song auf dem White Album. Julia. So hiess Johns Mutter, die ihn nach seiner Geburt ihrer Schwester gab, bei der er aufwuchs. Als er als Jugendlicher eine Beziehung zu ihr aufbaute, starb sie bei einem Autounfall (erzählt im Film Nowhere Boy). Der Song “Julia” sei für seine Mutter aber auch für Yoko, sagte er in einem Interview. Es zeigt sich auch daran, dass er Julia ocean girl nennt, denn angeblich bedeutet Yoko auf Japanisch genau das. Und sie war für ihn nicht nur eine Geliebte, sondern auch eine mütterliche Figur, wie zum Beispiel das sehr eindrückliche Foto von Annie Leibovitz zeigt. Sie hat es ein paar Stunden vor Johns Ermordung gemacht.

 

Real Love (1996)

Auch nach seinem Tod vor 40 Jahren erschienen noch Lieder von John Lennon. “Real Love” zum Beispiel. John hat es aufgenommen, aber nicht mehr fertigstellen können. Man hört auf dem Demo nur seine Stimme und eine Klavierbegleitung. Die restlichen Beatles haben den Song überarbeitet und 1996 veröffentlicht. Das gilt als die virtuelle Wiedervereinigung der Beatles. Nicht nur wegen seiner Geschichte sehr berührend (auch die Coverversion von Tom Odell ist wunderschön).

 

Here Today von Paul McCartney (1982)

Raclette oder Fondue? Das ist etwa eine ähnlich schwierige Frage wie Paul oder John? Ich beantworte die Frage hier nicht. Ich gebe aber Paul das letzte Wort. Mit seinem Song, den er für John geschrieben hat nach dessen Tod.

Und falls ihr wissen wollt, welcher Beatle ihr seid, im Internet gibt’s unzählige Tests. Nicht alle sind zuverlässig:

 

 

 

 

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