Glam, aber gemütlich

Halbe Sachen mögen The Souls vielleicht bezüglich ihrer Frisuren, aber sicher nicht, wenn es um ihre Songs geht. “Queenie Pop” ist ein Album, das alle, wirklich alle Feinheiten der Popmusik enthält, die man sich wünschen kann. Und nie zu viele.

Als die Thuner im Frühjahr die Single “Forever” veröffentlichten, war ich extrem guter Dinge, was das Discojahr 2020 angeht. Nun ist Herbst und ich habe mich grobmotorisch vielleicht einmal so richtig ausgetobt. Aber wenn ich das inzwischen erschienene Souls-Album “Queenie Pop” richtig verstehe, ist es sowieso völlig okay, ein bisschen zurückzulehnen. Nicht wenige der Songs sind vom Tempo her gemütlich, sogar jener namens “Losing Control” ist eher ein Wirbelsturm in der Wasserflasche. Doch er zeigt eben genau, was längst weiss, wer The Souls kennt: In ihrer Musik geht es wohl immer um die ganz grossen Emotionen aber eben nicht zwingend um die ganz wilden physischen Ausbrüche. Viel wichtiger als alles andere ist ihnen sowieso, in jeder erdenklichen Gemütslage so richtig glam auszusehen.

Wenn man von den liebesbedingten Tiefgängen absieht, geht es in den “Queenie Pop”-Texten sehr oft um positive Gefühle. Darum, die kleinen Dinge im Leben zu schätzen. Einfach mal dankbar zu sein. “Bounds of Boundlessness” beispielsweise ist eine schöne Begleitmelodie für den Weg in die Zuversicht. Der Opener beginnt wie ein wohltuendes Meditations-App und versetzt einen Sekunden später in die gleiche Gemütslage, die man etwa bei Filmen mit Happy End verspürt. Bei Geschichten, in denen ein Mensch nach langem Kämpfen endlich glücklich ist. In denen das Gute siegt.

“Queenie Pop” ist ein Album voller Stimmungen, voller unterschiedlicher Rhythmen und instrumenteller Spielereien, es ist auch mal rockig und ja, voller Seele. Aber allem voran, und das macht es für mich erst recht beeindruckend, voller Feingefühl für Grenzen. Ich kenne weiss Gott viele Bands, die sich irgendwann nicht mehr spüren und vor lauter Ideen die nervliche Fassungsvermögen ihrer Zuhörer vergessen. Auch The Souls loten diesbezüglich Grenzen aus, halten die Spannung hoch (wie zum Beispiel in “Supernova”, als die Melodie gerade dann von einem ansatzweise experimentellen Teil unterbrochen wird, wenn das Schunkeln zur Gewohnheit werden will) – aber sie übertreiben es nie. Das nennt man dann wohl Können.

THE SOULS: “Queenie Pop”, out (Horse On The Grill Records)

TOURSTART: 17.10.2020, Dachstock Bern

(Foto: The Souls)

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