Die Idles, live unter dem Weihnachtsbaum

Weihnachtssterne ausschneiden, Tee trinken und Schoggi mampfen zu den Idles: Das ist vielleicht so das letzte Verrückte, das mir dieses Jahr noch hätte in den Sinn kommen können. Wäre es nicht bereits geschehen.

Die britische Punkband veröffentlicht am Samichlaustag “A Beautiful Thing: Idles Live at Le Bataclan” – und ich konnte mit Reinhören unmöglich warten bis nach dem Basteln. Dafür habe ich die Idles zu oft verpasst, als sie in der Nähe waren. Und so schlecht passt der Sound ja nicht in die Festtagsstimmung. Denn die Message von Sänger Joe Talbot ist eine sehr klar weihnachtliche: Liebt und respektiert euch, schaut zu einander, sagt er gegen Ende von “Colossus“.

Er hat das am 3. Dezember 2018 im Bataclan verkündet, klar. Einem Ort, an dem das Bedürfnis nach Frieden und Gemeinschaftsgefühl seit dem Terror vor vier Jahren bestimmt besonders stark ist. Aber er könnte es ebenso gut aus der Keksküche, vom Weihnachtsbaum oder durch ein weltweites Megafon schreien: love and compassion, das kann doch gopfertami nicht so schwer sein! Ja, sorry, da werde ich wirklich emotional.

So ist das Album für mich nicht nur die perfekte Weihnachtsmusik, sondern auch ein schönes Geschenk für alle, die solche Inhalte um die Ohren geknallt bekommen müssen. Es durchzuhören, lohnt sich schon allein wegen Talbots französischer Einschübe, und viel mehr noch wegen der englischen Songtexte. Die Idles sind eben nicht nur sozialkritische, antifaschistische Punkprediger, sind sind saucoole sozialkritische, antifaschistische Punkprediger – mit einer schönen Sprache. Ich liebe ihre Texte wirklich sehr. Zeilen her wie “Let’s hug it out” (“Never fight a man with a perm”) beispielsweise, “This snowflake’s an avalanche” (“I’m Scum”) oder so ziemlich alles in “Love Song”:

I really love you
I really love you
Look at the card I bought
It says “I love you”

Wenn euch der Sound zu laut ist zu Weihnachten, dann lest doch die Lyrics. Unter dem Bäumchen, wie Gedichte.

IDLES: “A Beautiful Thing: IDLES Live at Le Bataclan”, out 06.12. (Partisan Records).

 

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