“Wir wollen gar nicht die wichtigste Band sein”: Feine Sahne Fischfilet @Gurtenfestival

Feine Sahne Fischfilet, das sind sechs deutsche Punks, die vielleicht wichtigsten in Deutschland zurzeit. 

Blumenkinder. Wenigstens für 2 Minuten. Das links ist der Jacobus und rechts kauert Christoph. (Foto: Rockette)

Wir haben zwei von ihnen, Christoph Sell (E-Gitarre, Gesang) und Jacobus North (Trompete) backstage getroffen. Very unpunk: Sie wollten das Interview gegenlesen. Drum hat das ein wenig gedauert, Feine Sahne Fischfilet spielten am Mittwochmittagnachmittag. Zu ihrer Verteidigung: Die konnten ja nicht wissen, dass wir das Brisante rausnehmen.

Okay, eigentlich hätte das ein lustiges Interview geben sollen, bei dem wir gerne noch eine Szene aus ihrem Theaterstück gesehen und sonst ein bisschen blöd geplaudert hätten. Dann haben wir eine halbe Stunde über politische Sachen diskutiert. Und waren nachher alle ein wenig frustriert. Deshalb bringen wir hier super gekürzt einen Ausschnitt des Gesprächs und legen euch ans Herz: Geht an die Konzerte von Feine Sahne Fischfilet, sie sind immer mal wieder in der Schweiz, also normalerweise! Für euren Seelenfrieden. Oder so.

Rockette: Wir müssen euch etwas gestehen: Wir waren gar nicht an eurem Konzert.

Jacobus: War ja auch sehr früh!

Ja, irgendwie schon. Wir haben es verpasst.

Jacobus: Das hätten wir auch fast! War halt tatsächlich früh, aber wir sind uns ja gewohnt, dass wir an Orten spielen, an denen uns nicht so viele Leute kennen.

Naja. Ihr seid das vierte Mal in Bern. Ausserdem geltet ihr als die wichtigste Punkband in Deutschland zurzeit.

Beide: Ja. Ähm, es ist ja immer schwierig, das selber zu beurteilen. Aber wir sind schon eine Band, die viel bewegen kann – im Moment. Wir bringen Musik und politisches Engagement zusammen, das schafft vielleicht keine andere Punkband so wie wir. Aber die Szene ist ja überschaubar. Wir haben es geschafft, auf grossen Festivals zu spielen und Statements zu geben.

Eben.

Jacobus: Ich finds immer ein bisschen komisch, so exponiert dazustehen. Ich wünschte mir, wir wären nicht so allein, ich wünschte mir viele andere Bands, die gegen das Unrecht ankämpfen. Ich will gar nicht die wichtigste Band sein!

Was sind denn eure Hauptthemen?

Jacobus: Wir kommen aus einer ländlichen Gegend.

Mecklenburg Vorpommern.

Jacobus: Genau. Automatisch haben wir uns mit Dingen beschäftigt, die um uns herum passiert sind. Ehemaliges Ostdeutschland. Unser erster Konflikt waren Neonazis. Aber wir besingen alles, was uns im Leben begegnet.

Was kotzt euch am meisten an, so im Moment?

Christoph: Das ist eindeutig zurzeit.

Jacobus: Mich kotzt diese geheuchelte Anteilnahme der Deutschen an nach den G20-Protesten, die sich echauffieren wegen vermeintlichen Randalen, die stattgefunden haben. Es wird von Bürgerkrieg und Holocaust gesprochen. Da muss ich sagen: Kennt ihr die deutsche Geschichte? Ich finde es beängstigend, wenn solche Vergleiche gezogen werden.

Wart ihr in Hamburg?

Christoph: Teile von uns. Wir waren auf dieser Grossdemo. Es war bewegend. So viele Leute, die gegen die Ungerechtigkeit auf dieser Welt angehen. Leider wurde sie in den Medien kaum wahrgenommen. Brände, Krawalle, Polizeigewalt standen im Vordergrund. Und wofür man demonstriert hat, tritt in den Hintergrund. Wir haben zu viele Kriege auf der Welt, darum sollte man sich kümmern. Und jetzt konzentriert man sich auf diesen Quatsch.

Dann folgt eine Diskussion über die Probleme in Deutschland, in den USA, auf der Welt, die Frustration, dass sich alles wiederholt, darüber, dass die Fischfilets es auch nicht gut finden, wenn es Krawalle gibt, und so weiter.

Kurz: Das Interview droht frustrierend zu werden.

Jacobus: Jetzt wechseln wir das Thema, gell.

Beide: Wir haben eine Utopie. Dass die Welt besser wird. Uns frustriert einfach, dass ich das Gefühl habe, wir treten an Ort und Stelle. Das macht müde.

Gut. Anderes Thema: Wer inspiriert euch? Musikalisch gesprochen?

Christoph: Die Old-School-Punks natürlich, Deutsche, Engländer, Amerikaner wie Dead Kennedys. Und alles andere. Amy Winehouse, die ja leider verstorben ist, auch.

Jacobus: Wir sind zu sechst in der Band und hören wirklich alles. Wir sind vielleicht keine typische Punkrockband. Habt ihr nicht gesagt, wir sehen artig aus?

Ja, das haben wir, zu Beginn des Interviews.

Was ist euer Lieblingsessen, Fischfilets?

Christoph: Hier kann man sehr gut essen, der Gurten setzt Massstäbe. Ein schönes Gelände ist es auch.

Jacobus: Pfannkuchen und Apfelmus.

Christoph: Hühnerfrikassee.

Bleibt ihr noch ein wenig hier oben?

Christoph: Ja, wir wollen uns noch ein bisschen entspannen, gehen wir Faber kucken, gleich? Und in die Aare auch noch.

Jacobus: Ich habe extra so einen Sack mitgenommen dieses Mal, einen wasserfesten. Es ist kalt, ich weiss, aber die Ostsee ist auch kalt.

Wir treffen als Nächstes die Pedestrians. Was wollt ihr sie fragen? 

Jacobus: Wer ist das denn?

Christoph: Gib mal her (wir zeigen ihnen ein Bild). Ah. Okay. Ich hätt ne Frage.*

Dann machen wir Fotos, die Fischfilets wollen sich vor die Blumenkübel stellen, die backstage herumstehen. Hihi. So nette Jungs. Und so wichtig. 

*Was die Frage war? Das lest ihr gleich bei den Pedestrians. 

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