Das Konzert der Pixies letzten Sonntag war grossartig. Gigantic sogar. Jedenfalls die erste halbe Stunde, danach ging ich auf den Zug.
Ich war einfach nicht in Stimmung. Hätte ich die Pixies nicht schon im März im Madison Square Garden gesehen, hätte ich wohl meine üble Laune bis ans Ende des Konzertes getragen.
Meinem Konzertbuddy gab ich schon die Vorwarnung, dass ich nach “Mr. Grieves”, sollten sie es spielen, nach Hause gehe. Ich liebe dieses Lied, die Coverversion von TV on the Radio hatte sich in meine Seele eingebrannt, bevor ich überhaupt wusste, dass es ein Original gibt. Und was an dem Konzertabend in New York besonders fies war, TV on the Radio war Vorband von den Pixies, und beide haben es NICHT gespielt. Jedenfalls ergab die Recherche auf einschlägigen Setlist-Seiten, dass die Pixies es auf dieser Tour regelmässig spielen, etwa in der Mitte des Konzertes. Ich musste also nach Zürich, für “Mr. Grieves”, interne Unruhen hin oder her.
Meiner Laune war auch nicht zuträglich, dass das Konzert ausverkauft war. Was für Veranstalter und Band ein Segen, ist dem Zuschauer eine Qual. Ellenlange Schlangen vor Bar und WC, wo man auch steht, man steht im Weg oder auf fremden Füssen und findet kaum ein Plätzchen, um Föteli vom Konzert zu machen, ohne jemandem den Bildschrim vor die Nase zu halten. Also sneakten wir uns schon bei der Vorband Blood Red Shoes (übrigens sehr empfehlenswert, spielen demnächst im Mascotte) in die vorderen Reihen und lauerten auf einen perfekten Moment, um noch näher an die Bühne zu kommen.

Nach dem Auftritt der Blood Red Shoes wurde vor der Bühne ein kleiner Gang abgetrennt, damit die Vorband ihr Zeugs (selber!) durch einen Seiteneingang schleppen konnte. Als die Abtrennung weggenommen wurde, spülten wir uns im Sog der Bewegung in die zweite Reihe. Yes.

Direkt vor uns spielte Paz Lechantin, nach Kim Deal und der verstorbenen Kim Shattuck die mittlerweile dritte Bassistin der Pixies. Ein Röseli dekorierte ihren Bass. Hübsch. Black Francis ist ein Antiheld im Karo-Hemd und eher beleibt. Konzertbuddy so: “Wie kann der mit diesen Fingern Gitarre spielen?”

Die Interaktion mit dem Publikum war wie in New York nicht vorhanden, wäre aber auch komplett überflüssig gewesen. (Über Mitpatschbands wurde auf Rockette schon berichtet). Nach “Nimrod’s Song” und “Here Comes Your Man” stellte ich mich schon auf ein paar weniger bekannte Lieder ein, aber halt, da war es schon. “Mr. Grieves“. 21.15 Uhr. Viertes oder fünftes Lied. Buddy meinte nur salopp “do hesch es scho“. Yass, grenzenlose Freude, also im Rahmen des Möglichen. Grad gehen, wie angekündigt, wollte ich doch nicht, sie schieben gleich noch “Where Is My Mind?” nach. Nun folgten ein paar mir weniger bekannte Songs und my mind verabschiedete sich in Richtung mögliche Zugverbindungen.

Wenn ich jetzt ginge, dann könnte ich noch vor Mitternacht zu Hause sein, im späteren Zug sind sicher Millionen von nervigen Ariana-Grande-Fans und, und… there goes my mind. So folgte ich physisch meinen Gedanken. Zuverlässiger Konzertbuddy berichtete noch, dass Francis seine E-Gitarre auspackte und die Pixies immer besser und richtig rockig wurden. Schon gut. Ich war vor 12 Uhr zu Hause und hatte im Zug ein Viererabteil für mich.

(Bilder: Dominique)