Meine Brüder und ich wollten mal wieder einen drauf machen und gingen ins fast ausverkaufte Kofmehl, um wie in früheren Zeiten Chlyklass zu feiern.
Die Menge singt und tanzt. Wir sind beeindruckt von der positiven Energie, die von Chlyklass ausgeht. “Deitinge Nord”, ihre neue Single, ist eine Hymne an die gleichnamige Raststätte wenige Kilometer weiter an der Autobahn A1. Baze und Greis bilden die Klammer, welche das Treiben auf der Bühne zusammenhält. Baze trägt einen schmucken “Eret Music”-Pullover und eine Sonnenbrille. Wahrscheinlich im The New New Bern gänggelet. Auch wenn Baze und Greis die Hauptfiguren von Chlyklass sind, bekommen alle Mitglieder ihre Momente auf der Bühne. Sie spielen alte wie neue Songs gleichermassen.
Zur Hälfte der Show nehmen Chlyklass den Schwung aus dem Konzert. Zuerst setzt Greis zu einer ausschweifenden Erklärung eines Songs über Rojava an. Es wirkt so, wie wenn jemand bei einer ausgelassen Wohnzimmerparty die Musik abstellt und ein Gedicht vorträgt. Nichts gegen seine Intention, aber es wirkt in diesem Moment etwas fehl am Platz. Als dann noch ein langsamer Song folgt, braucht es einen Moment bis die Party wieder in Schwung kommt.
Währenddessen erzählen wir uns Anekdoten über unsere Erlebnisse mit Chlyklass. Im Abart Zürich war Baze mal unser Gast-DJ an der College Cult-Party.
Wir waren sehr gespannt, was er als Rapper so auflegen würde. Wir schauten ihm dann staunend zu, wie er, ohne mit der Wimper zu zucken, “So Lonely” von The Police brachte und in der DJ-Kanzel dazu headbangte.
Eine andere Anekdote gibt es aus dem Kofmehl. 2010 legten mein Bruder und ich in der Raumbar auf, als Chlyklass in der Halle spielten. Spät in der Nacht eierten wir noch betrunken im Backstage rum, als wir auf Greis und ein weiteres Mitglied der Truppe trafen. Leider weiss ich nicht mehr welches. Es war aber der gleiche, dem ich früher am Abend beim Öffnen der Toilettentür im Backstage versehentlich das Handy aus der Hand geschlagen hatte. Jedenfalls liess mein Bruder die Chance nicht ungenutzt, um in einem übertriebenen Berner Dialekt zu verkünden, dass er nun auch Hip-Hop mache. Das fand das unbekannte Chlyklass-Mitglied gar nicht lustig, worauf Greis blitzschnell zwischen die beiden stand und sie mit ausgestreckten Armen auseinanderhielt. Ich packte meinen Bruder und wir zogen von dannen. Seither wird Greis familienintern nur noch Blauhelm-Greis genannt.
In der Zwischenzeit nimmt das Konzert musikalisch wieder an Fahrt auf und biegt nach fast zwei Stunden auf die Zielgerade ein. Ausser dieser künstlichen Pause in der Mitte kann man sich ein Chlyklass-Konzert nach wie vor gut geben. (Das neue Album sowieso! Anm. v. Miriam – den Text dazu gibts hier)
GUESTLIST: Die Gebrüder Frey führen in der letzten Zeit gerne ihre Weihnachtsgschänkli aus. Marcel (links) wollte den Text zu Chlyklass eigentlich direkt nach dem Konzert schreiben, musste dann aber spontan mit ans Eurosonic in Groningen. Warum waren Chlyklass eigentlich nicht dort?
(Bilder: Privat, Facebook Chlyklass)