Wer sucht, der findet. Sogar auf Dating-Apps. Also zumindest in Punkto Musik, wie ein Experiment am eigene Leibe Handy zeigte.
Ja, ich benutze Dating-Apps wie Tinder. In den letzten Monaten habe ich diese allerdings einem Experiment zuliebe etwas zweckentfremdet. Also bitte verzeiht mir, liebe Männer, wenn ich eigentlich nur das eine von euch will. Eure Playlist.
Das Experiment lautete wie folgt: Jedes meiner Matches bekommt sogleich eine Nachricht mit immer der selben Frage: “Welches sind deine aktuellen Top 3 Bands oder Acts? 🎶” Ganz simpel.
Nein, damit will ich nicht Typen, die meiner Meinung nach einen üblem Musikgeschmack haben, gleich vorab ausmustern. Das wäre zu hart und schliesslich bin ich ja offen und tolerant *grins*. Obwohl es auch Ausnahmen gibt. Etwa bei Fans von Bushido und seinen Gangsta-Kollegen bin ich echt raus, sorry not sorry.
Meine Erwartungen halte ich klein (wie immer bei Dating-Apps). Angepeiltes Wunschszenario?Möglichst viele neue Interpreten und Songs entdecken, dabei vielleicht sogar noch jemand Interessantes kennenlernen, ein willkommener Bonus.
Ob das geklappt hat, oder ob ich gar unverhofft die grosse Liebe gefunden habe, lest ihr hier anhand von sechs realen Beispielen.
Ian, mit C, aus Irland:
Ach, ja, die Engländer, die Schotten und auch die Iren sind mir musikalisch sowieso am nächsten. Nicht weiter überraschend deshalb, dass mir Cians Favoriten wie Ben Howard oder Queens Of The Stone Age schon in meiner Playlist vertreten sind. Act Nummer 3, Gerry Cinnamon kannte ich allerdings noch nicht. Der schottische Singer-Songwriter mit seinen catchy Melodien und tollen Texten entpuppte sich dann als eine meiner liebsten Neuentdeckung 2019.
Julian, der mir neue Subgenres eröffnete:
Wisst ihr was Mumble RnB ist? Ich also nicht. Naja, “mumble” ist ja Englisch für Gemurmel, passt schon irgendwie. Aber Mumble RnB genauer zu erklären, kriege ich auch nach Google-Konsultation nicht wirklich hin. Aber scheinbar gibt es auch Mumble Rap. Aha. Match Julian hört solche Musik jedenfalls sehr gerne. Seine Empfehlungen: Blackbear oder GOLDN. Post Malone auch, den kenne ich sogar. Wobei, die seien alle ziemlich Mainstream. “The real shit” seien 6ix9ine or Lil Pump, “… but they mostly suck”, fügt er noch hinzu. Uiiii, das finde ich nach der Recherche dieser beiden Acts fast zu milde ausgedrückt.
Chris, der zur falschen Zeit am falschen Konzert war:
Mit Chris verabredete ich mich auf einen Kaffee. Er hatte mir zuerst geschrieben, und die Musikfrage war noch nicht aufgekommen. Was im Nachhinein betrachtet wohl ein Fehler war. Denn vielleicht hätten wir so schon vor dem ersten Treffen gemerkt, dass es wohl doch nicht so matcht. Also allgemein. Beim Kaffee fiel die Unterhaltung jedenfalls auf das Thema Live-Musik: “Welches war denn dein letztes Konzert?”, fragte ich. Kurzes Überlegen, dann seine Antwort: “Ah ja, das war Bushido.” Ich kippte den Rest des Kaffees auf ex. Next!
Anthony, der selbst Musik macht:
Anthony war zum Zeitpunkt unseres Matches gerade mit seiner Band, Capstan, auf Europa-Tour. Geschrieben haben wir nicht viel. Die Band habe ich mir natürlich gleich angehört. Progressive Post-Hardcore aus Florida, yep, das geht ab.
Lukas, der meine Frage irgendwie nicht so ganz ernst genommen hat:
Hier ein Abbild der Unterhaltung. Wie er auf Adrian Stern kommt, ist mir schleierhaft.
Jap, da hätten wir ihn wieder, den Herrn mit B. …
Und dann kam …
Matthew, mein musikalisches Match:
Mit Matthew hat sich eine reale Freundschaft entwickelt. Fundament dieser ist ganz klar unsere mentale-musikalische-Verbindung. Klingt komisch, ich weiss. Aber Matthew ist genauso musiksüchtig wie ich und seine regelmässigen Empfehlungen, begeistern mich wirklich jedes Mal! Matt ist neu in der Schweiz und stammt aus Südafrika. So hat er mir mit Jeremy Loops oder Matthew Mole auch einige Acts aus seiner Heimat nähergebracht. Mir bis anhin völlig unbekannte Bands wie Caamp oder Kuinka, lassen mein Herz für Folk höher schlagen.
Meine absoluten Favoriten sind aber: The Ballroom Thieves
Fazit: Ja, ich habe meine grosse Liebe gefunden. Nein, es ist nicht Matthew. Aber mit Gerry Cinnamon oder The Ballroom Thieves werde ich emotional sicherlich noch so einiges durchleben. War ja irgendwie klar, #inlovewithmusic.