“Herrgöttli panaschiert” – das fünfte Protokoll

Was haben wir sie vermisst: Death-by-Chocolate-Sänger Mathias Schenk und Poetry-Slam-Schweizermeister Marco Gurtner. Nach einer Pause haben sich die beiden endlich wieder zum Biertratsch verabredet. Auf Instagram natürlich –  persönlich wollen sie sich erst treffen, wenn die Männerriege Strättligen wieder Spalier stehen darf. Wir haben protokolliert.*

Datum: 28. Mai 2020
Beginn: 19 Uhr
Ende: 20 Uhr
Ort: Instagram
Folge: 6
Anwesende: Mathias Schenk, Marco Gurtner
Protokollantin: Rockette Miriam
Zur Protokollführung: Passagen mit Musikbezug sind fett. Etliche wurden weggelassen.

 

Marco sitzt draussen. Mäseler ist auch schon da.

Höi, höi, sälü, sälü.

Mathias geht es gut wie ein Kalb, gopfertamisiech.

Marcos Haare sind anders. Er hat jetzt ein Produkt. Wie all die Drogenlords, ein product. Er ist eine R&Bitch.

Mathias koppelt sich ab, wenn es um Leute geht, die noch viele Haare haben. Er selber war nicht mehr beim Coiffeur, seit sie sich zuletzt gesehen haben.

One arm, one soul.

Marco ist erst um 59 angekommen. Er ist momentan in Thun und hat im Coop noch schnell Bier geholt. Mit dem Bierträgerli, dem Herrenhandtäschli. Auf einer Strecke von drei Minuten hat er beinahe zwei Leute übercharet. Er hat gemerkt: Jetzt chlepfts dann grad. Doch anstatt “Achtung, Obacht” zu rufen, hat er nur laut eingeatmet.

Marco sieht aus, als wäre er gerade in den Ferien gewesen. Er sitzt aber einfach an einem tiefen Tisch auf einem tiefen Stuhl. Er fragt Mathias, was das ist und zeigt auf etwas im Hintergrund. Mathias sagt, das nenne man eine Pflanze. Mathias hatte lange keine Pflanzen. Dann hat er sich eine zugelegt. Und dann eine zweite, das war aber komisch. Nun hat er noch eine dritte.

Bei Marco ist irgendwo ein Holunderstrauch. Houdere. Kürzlich sind drei Frauen vorbeigekommen, sagten hallo und fragten, ob sie Holunder ablesen dürfen. Marco klopfte sich auf den Ranzen und sagte: Wo hats da Holunder? Die Frauen: hier. Er: Ah okay, nehmt. Jetzt hat er keinen Holunder mehr. Mathias ist ein easy Typ. Aber wenn ihn etwas hässig macht, dann wenn ihm jemand den Holunder klaut. Houderemoudis. Houderebäseler: Hol dir einen, der bäselet. Der Begriff kommt aus dem Facility Management.

Marco fällt zum ersten Mal auf, dass Mathias über dem rechten Auge ein Loch hat. Das ist von der Spitze Blatere. Er hat es, seit er denken kann. Seit vorgestern. Marco ist das Loch wegen des Naturlichts erst jetzt aufgefallen. Die beiden sitzen nämlich woanders als sonst – das war nicht abgemacht. Mäthu sitzt jetzt im Westflügel.

Vorgestern hatte Wytti Geburtstag. Marco hat es auf Instagram gesehen und will jetzt auch 400er Frauenfürze geschenkt bekommen. Das war Schläppis Idee, ganz eindeutig seine Handschrift. Ein Schläppifurz. Von denen hat Mathias im Bandbus auch schon degustiert.

Mathias hat mit seiner Band geprobt in Anführungszeichen. Sie sassen vor dem Luftschutzkeller und probten Strassenmusik. Sie hätten eben ein Nachholbedürfnis im Sozialen gehabt, sagt er. Und man wollte Wytti zelebrieren. Der ist häufig sehr kontrolliert. Ohne ihn wären sie sicher schon alle dreimal von einer Brücke gefallen. Marco findet das noch lustig. Von einer Brücke fallen, kann man machen. Am nächsten Tag konnte Mathias nicht sehr gut arbeiten, dachte, okay, ich geh heute halt nicht drei Stunden velofahren, sondern eine Stunde secklen. Auf den Chasseral hätte er gewollt, wenn er Velo gefahren wäre.

Wenn Marco einen Berg sieht, der nur ein bisschen aussieht wie der Chasseral, dann ist es der Chasseral.

Jedenfalls: In dem Moment, als Mathias die Jogginghose – die Tights! – angezogen hatte, rief Spahr an. Er wollte im Cecil ein Kafi saufen gehen. Darf man hier eine Beiz bashen, fragt Mathias. Es kommt drauf an welche, sagt Marco. Mathias möchte das Cecil bashen. Das sei so eine scheiss Beiz.

Aber es war trotzdem huere geil. Spahr war schon da und Mathias bestellte ein Eistee. Der Typ sagte, es komme gerade, ging rein, kam raus mit zwei Tabletts. Er lief aber immer an Mathias vorbei, der wollte lieber nichts sagen. So ging es recht lange weiter, dann kam der Typ und fragte, ob der Eistee etwa nicht für Mathias’ Kollegen gewesen sei? Er habe ihn eingeschenkt, auf den Tresen gestellt, da habe ihn jemand getrunken und sei gegangen.

Marco hat gestern Tichu gespielt und “Hööööi” geübt. Es kommt.

Mathias und Marco haben sich noch immer nicht live gesehen. Sie freuen sich auf den Moment, in dem das passieren wird. Marco lässt dann die Patrouille Suisse kommen. Und die Männerriege Strättligen wird Spalier stehen. Mathias hat das Gefühl, man müsse dafür auf einen grossen öffentlichen Platz. Zum Beispiel nach Venedig vor diese Kirche. Oder Milano. Oder was wäre so ein riesen Platz? New York, JFK.

Oje, jetzt drehts bei Mathias. Er ist raus. Alles wird gut. Mathias ist wieder da, er musste ein Bisi machen. Nein, er ist wirklich rausgefallen, sagt er.

Fake-Standbilder werden geübt. Man glaubt einander, dass das Bild tatsächlich stehen geblieben ist.

Mathias kann huere guet gar nichts machen. Er ist ja auch Lehrer.

Die Berührung.

Für ein Foto wird eine Berührung gemacht.

Thuri3000 ist online. Ein guter Chnüttu. Er hat etwas weniger Heu als Marco, dafür aber auf der gleichen Bühne.

Marco zeigt Mathias sein Atelier. Chill Lounge, ein paar Magazine, geil. Da ist auch ein Schülkrank. Da konserviert er das Virus. Seinen Arbeitsplatz erkenne man sehr gut daran, dass viel Zeug von anderen Leuten rumliege, sagt er. Jemand kommt ins Bild. Auch er übt “Höööi”. Marco geht wieder raus.

Mathias finden den Quellfrosch einen guten Schaum und gibt von der Lebenserfahrung her einen guten Dipp mit D: Es ist so, wenn es dir um den Schnabel rum langweilig wird, musst du schauen, dass du ein kühles Blondes reinschütten kannst, sagt er. Es muss kein Anker sein. Marco findet Anker aber gut, darüber hat er kürzlich mit seinem zwei Wochen älteren Cousin gesprochen. Wenn er eine WG-Party macht, dann immer dann, wenn das Anker Aktion ist.

Mit Microbrewery Fuck kann man Mathias jagen.

A_spin_doctor schreibt: Banause. Und bei Tina Nägeli kommt Mathias nie mehr ein gutes Bier über. Mathias muss sich rechtfertigen, denn er will gute Biere. Doch Microbrewery-Sachen, die einen Geschmack haben, als würde man im Feld einen Bürzlibaum machen und noch Kafi reinschütten, mag er nicht.

Es wird gedisst. Mit der Nägeli darf man es nicht vernägeln. Deshalb hat Mathias lieber Bier als Menschen.

Marco fragt, wie Mathias zu kellerkühl stehe. In Dotzigen, sagt Mathias, habe es jeweils den Sternen gegeben. Da sagten die Männer immer: Marianne bring noch ein Bier, aber temperiert, sonst scheiss ich in die Hose. Ein Altherrending.

Marco und Mathias sind von Ferrari gesponsert. Aber nur heute, die sind halt schnell.

Marco will zeigen, wo er sein Natel anlehnt. An eine schöne Flasche Freixenet. Proseusch. Marco ist zu einem Viertel Portugiese, das hat er schon einmal gesagt.

Mathias fragt Marco, ob er wisse, wo er in sechs Jahren sein werde. Da merkt Marco, dass Mäthus Tattoos an ihm auch noch gut aussehen würden. Mathias zeigt das Tattoo von dem Marco immer meinte, es sei ein Papagei. Es habe Stellen, die ein bisschen entzündet seien. Aber nicht so schlimm, wie damals, als ein Tattoo so entzündet war, dass Mathias dachte, er müsse sein fucking Bein abnehmen. Bei Marco sind die Tattoos ein bisschen 3D. Mathias hat einen Heiner. Marco auch, am Bein. Sein Hai ist der Hammer.

Beide haben viele Tätowierungen.

Mathias hat etwas gemacht in der Pause. Er war auf einer Weltreise. Muri retour, bei Siselen vorbei, Finsterhennen, das kennt Marco natürlich. Aus Finsterhennen kommt der Typ, der den Hammerhai gestochen hat. Er ist der Finstergüggu von Finsterhennen. Ein guter Chnüttu. Marco hat kein einziges Tattoo zuhause auf dem Sofa gemacht. Aber an anderen lustigen Orten. Den Hund beispielsweise hat er in einem Hotel in Belp gemacht. Der Dude, der es gestochen hat, Fusi, hat das eher illegal gemacht. Er hat auch Scarlett Johansson tätowiert und so. Marco hat Ignorant Style, ohne Schattierungen halt. Für den Hund hat er 2 Franken 50 gezahlt. Das ist normal für diese Grösse in der Schweiz.

Zwei weitere Tattoos hat er im Kitchener in Bern stechen lassen. Und eins im Schaufenster vom Layup. Dort liess er sich auch das Penistattoo machen. Ein Pfiiflitattoo. Pfiifli klingt besser als Schnäbi. Unschuldiger. Mathias findet auch Pfeife huere lustig. Man will das Teil ja nicht per se verniedlichen, kleiner machen als es ist.

Mathias findet huere geil, wenn man sagt: Ich fahre dir überall hin. Oder: Ich fresse dir alles. Marco auch. Er findet, dass man damit ausdrückt, dass man ein harter Siech ist und gleichzeitig jemandem einen Gefallen tut.

Marco macht Mathias einen Bierhut.

Weil es von dem Gespräch wieder ein Protokoll gibt, wird an dieser Stelle Hermä Röfä avisiert.

Marco sieht immer neue Tattoos bei Mathias. Der streckt sich auch immer so lasziv. Marco hat das Gefühl, Mathias überlege sich viel beim Tätowieren. Mathias verneint, was bedeutet, dass er einfach gescheit ist.

Bald ist fertig. Marco und Mathias machen die letzten Grimassen. Nächste Woche sehen sie sich wieder. Unbedingt.

* Diese Protokolle (hier sind sie gesammelt) erscheinen bis auf Weiteres immer freitags. Die Live-Gespräche könnt ihr euch jeweils donnerstags um 19 Uhr auf den Insta-Profilen von Mathias Schenk und Marco Gurtner reinziehen.

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