Es ist ja schon ernüchternd in diesen von Geld durchlaufenen Medienbetrieben. Da spricht man immer von Qualitätsanspruch und Mehrwert für die Leser, dass man ihnen einen Service bieten und damit aus der Menge herausstechen will. Doch genau dann, wenns drauf ankommt, streicht man alle Spezialitäten von der Karte und serviert Einheitsbrei.
Dabu Fantastic, um jetzt einfach mal ein Beispiel zu nennen, veröffentlichen morgen ein neues Album. Sie waren irgendwann dieses Jahr SRF-Sonderbehandelte, spielten oft live, waren meines Erachtens ziemlich präsent. Mit Musik, die meinetwegen catchy ist – und funfunfun. Doch: Ein Album mit jedem erdenklichen Stilmittel und Fetzen aus jedem Genre zu überladen, heisst noch lange nicht, dass man originell ist. Höchstens gewieft vielleicht, weil so ein Flickenteppich natürlich jedem irgendwie gefällt, weil für jeden Geschmack etwas enthalten ist. Gut: Von Dabu Fantastic hat man diesen Sommer viel gehört. Ab morgen das Album “Drinks”.
Richtig schön hätte ich es gefunden, wenn dem Land mal Annie Goodchild näher gebracht worden wäre, die ebenfalls morgen ihre erste Solo-EP “A Random Physical Sensation” veröffentlicht. Auch sie ist eine Künstlerin, die Stile mixt, witzig ist, gut aussieht, Temperament hat – aber eben auch Stil. Die New Yorkerin, die vor drei Jahren einer “swiss person” wegen nach Basel gezogen ist und da nun eine kleine Familie hat, weiss ihre Klassik-, Jazz-, Soul- und Reggaeinspirationen wohl zu dosieren. Nie geht es ihr darum, zu zeigen, dass sie auch das und das und das noch drauf hat. Annie zupft sich in dieser Ecke der Welt einen Faden, da einen und verwebt all ihre Erfahrungen und Einflüsse zu einem wunderbaren Ganzen.
Noch besser als die aktuelle Single Rooster finde ich übrigens Black Swan, der Song mit dem wie Goodchild sagt “einfachsten Text, den ich je geschrieben habe”. Und mit der wie ich sage faszinierendsten Melodie. SRF Virus sei dank kann man sich den zauberhaften Titel hier anhören, bald soll er als zweite Single ausgekoppelt werden.
Nur zum Sagen: Mein Text, den ich über das neue Album von Annie Goodchild geschrieben und via Agentur in die Medienlandschaft gestreut habe, wurde glaubs einmal auf einer Website publiziert, sonst nirgends. Der mit dem Mainstream-Gegensteuer-Geben funktioniert einfach nicht, gopferteli. Dabei wäre die Schweiz offen für diesen Sound, wie Goodchild selbst bestätigt. Sie habe, seit sie hier lebe, viel positives Feedback erhalten. Dies, obwohl ihre Musik so schwer zuzuordnen, und das Schubladisieren ja so ein bisschen ein Hobby der Schweizer sei.
ANNIE GOODCHILD: “A Random Physical Sensation”, out 02.09. (Reelmusic/Believe)
Konzert: 08.09., Musigbistrot, Bern
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