Alessia ist 19. Ihr Auftreten ist das eines wütenden Teenagers. Alessia wohnt noch bei Mum and Dad. Sie schreibt sich Songtitel auf die Hand und instagramt das. Trotzdem sollte man sich ihr erstes Album anhören. Es ist verdammt gut. So wuuuumm, zack, da bin ich! und halt einfach fresh.
Obwohl das Cover so richtig schlimm nach 80ern aussieht.
Es ist ja Zufall, dass ich am Putzen bin, während ich “Know-it-all” zum ersten Mal höre. Ein richtig guter Zufall, möcht ich aber meinen – Frühlingsputz, komm, schleich dich an, ich hab null Angst mehr vor dir! Danke, Alessia Cara, eigentlich Alessia Caracciolo. Und während ich da so Kalkentferner auf den Wasserhahn sprühe, denke ich: Die Kanadierin klingt gar nicht wie ein Teenager. Ist sie aber, Alessia Cara hängt täglich gut 12 Stunden auf Social-Media-Kanälen ab und wohnt noch bei ihren Eltern in Brampton, Ontario, wie der “Guardian” schreibt. Und sieht natürlich auch so aus, also wie so ein asozialer Teenager (und ein bisschen wie Neneh Cherry zu “Buffalo Stance”-Zeiten, ey?). Das Aussehen sei ihr nicht so wichtig, gab sie im eben erwähnten Artikel zu Protokoll, “I don’t put the focus on things that don’t matter”. Es passt zu dieser Abgeklärtheit, dass ihr erster, richtig grosser Hit “Here” eine Art R&B-Ode an all die Kiddies ist, die keine Lust auf Party mehr haben – yup, das soll es geben.
Dabei befindet sie sich doch immer noch im “fame’s ante-room” (das ist wieder dem “Guardian” geklaut, sorry), also so auf dem Sprung zu den Grossen. Wo sie auch hingehört, find ich, bei dieser Stimme.

Das Album also. Da ist eine Live-Version von “I’m Yours”. Ein akustisches “Wild Things” (nebst der normalen Version). Ein Stück mit Labelkolleg (und Songschreiber und Co-Produzent) Sebastian Kole (“Stone”), und manchmal, da klingt Alessia Cara wie eine frühe Version ihrer Freundin Taylor Swift. Mit dieser stand sie übrigens auch schon auf der Bühne, letztes Jahr, nachdem sie (Alessia) einen Swift-Song (“Bad Blood”) gecovert hatte, der wiederum Taylor gefiel.
Was noch? Auf dem Album gibt es nur einen Song, den sie selber geschrieben hat, “Four Pink Walls”. Denn Alessia Cara hat gerade erst gelernt, wie das geht, das Songschreiben. Sie hat mehrere Schreibworkshops besucht.
Super, oder? Jemand, der sein Handwerk erlernt.
Da kann ich nur noch das Putzwasser ausleeren und sagen: Cara Alessia, hopp, hopp, Lehrabschluss, du bist so was von ready.
P.S. Alessia Cara taucht übrigens auch auf der berühmt berüchtigten BBC-Sound-List auf, sie belegt Platz zwei hinter Jack Garratt. Aber das hab ich erst herausgefunden, als das Badezimmer schon sauber war.
ALESSIA CARA: “KNOW-IT-ALL” Out now (Universal Music)
(Bilder: Universal Music, Instagram)