Das ist eine Versöhnung, der nie ein Streit vorausgegangen ist: mit Jeans for Jesus.
Es mag abgehoben klingen. Doch wenn SRF3 eine Band die “nächste grosse Schweizer Pop-Band” nennt, just nachdem sie bei einem grossen Label untergekommen ist, dann bin ich skeptisch. Ich will wissen, ob es sich dabei um eine eigene, begründete Meinung oder schlichte Autoritätsgläubigkeit handelt, will nicht einfach schlucken, was da steht, sondern selber hören, selber sehen, wirken lassen, bevor ichs abkaufe. Das war bei Jeans for Jesus nicht anders. Bloss habe ich dann vor lauter Arbeit und Vergnügen vergessen, näher hinzuschauen.
Mit gravierenden Folgen. Ein guter Freund von mir, seines Zeichens ein guter Freund von Jeans … oder Jesus … liess die Band von meiner Nicht-grad-sofort-Euphorie wissen. Und wie es so ist, wenn ich einem Skepsis ins Ohr flüstere und der das über sieben Ecken weitersagt, irgendwann wird Scheisse draus. Schlimmer noch: Rockette finden Jeans for Jesus scheisse und schreiben deshalb nie über sie.
Stimmt nicht. Also ersteres. Doch als ein anderer lieber Freund während den Swiss Music Awards von den Künstlerreihen hoch zu den Presseplätzen simste, er trinke gerade mit Jeans for Jesus Prosecco, wars mir trotzdem gleich wieder sehr unangenehm.
Und jetzt endlich gibt mir die Berner Mundartpop-Band einen Grund, ihr die Hand zu reichen. Das Video zu “Jedi Berüerig” vom Album “P R O” (2017), oder viel mehr den Song, den ich ja eben bisher nicht kannte, weil ich nie richtig hingehört habe und so. Jedenfalls: Shit mann, ich brauche noch einmal ein bisschen Zeit. Wenn ich den Clip schon nur anschaue unterliege ich einem ähnlichen Komplex, wie wenn ich mit fettigen Haaren und praktisch noch im Pischi mit meinen Kindern ins Bimano gehe und sehe, dass sich jede andere Mutter, jeder Vater ganz offensichtlich überlegt hat, wie sie oder er hier eine Gattung machen will. Ich bin fasziniert, die visuelle Wunderwelt hat mich, doch gleichzeitig fühle ich mich ausgeschlossen. The Hootsch in Hipstertown.
Ich muss fairerweise sagen, dass diese gefühlte Kluft zwischen mir und diesem Song an nicht viel mehr als der (subjektiv empfundenen) Untanzbarkeit liegt. Mir gefällt ja die saucool clubbige Soundästhetik der Band sonst sehr. Und um zu beweisen, dass ich inzwischen weiss, wovon ich rede: L.A. oder “Nie Meh” sind meine absoluten Lieblingsnummern. Die versetzten mich, solange es den Laden überhaupt noch gibt, ins Bonsi, ohne dass ich überlegen muss, was ich anziehen, wie ich mich aufraffen und selber hingehen soll. Das ist schon ziemlich geil für eine faule Schrulle.
(Bild: Facebook)